Der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn geht nach der Berichterstattung über eine Callgirl-Affäre juristisch nicht nur gegen mehrere Zeitungen, sondern auch gegen Präsidentenberater Henri Guaino vor.
Die Anwälte von Strauss-Kahn und seiner Frau, der französischen Fernsehjournalistin Anne Sinclair, kündigten am Dienstag eine Klage gegen Guaino wegen abfälliger Interview-Äusserungen an. Der Präsidentenberater hatte vergangene Woche im Fernsehsender Paris Première gesagt, die Affäre um den Callgirl-Ring in Nordfrankreich, in die Strauss-Kahn verwickelt sein soll, „ist auf der Schnittstelle zwischen Privatleben und Kriminalität“.
Kritik an „übertriebener Berichterstattung“
Guaino stellte die Affäre auf eine Ebene mit den Vergewaltigungsvorwürfen, die in den USA zu einem Strafverfahren gegen „DSK“ geführt hatten. „Das ist genau dieselbe Sache“, sagte der Vertraute von Präsident Nicolas Sarkozy.
Strauss-Kahn und seine Frau kritisieren die „übertriebene“ Berichterstattung über von Unternehmern bezahlte Sexpartys, an denen Strauss-Kahn teilgenommen haben soll, und leiteten bereits juristische Schritte gegen die regierungsnahe Zeitung „Le Figaro“ ein. Weitere Blätter, die auch über eine Ehekrise im Hause Strauss-Kahn berichtet hatten, sollen nach Angaben der Anwälte folgen.
Stolperstein Callgirl-Affäre
Strauss-Kahn war der Hoffnungsträger der französischen Sozialisten, bevor er Mitte Mai wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens in New York festgenommen wurde. Im August wurde das US-Strafverfahren gegen ihn eingestellt, da es Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin gab.
Anfang September kehrte „DSK“ nach Frankreich zurück, Hoffnungen auf ein politisches Comeback zerschlugen sich aber, seit seine mögliche Verwicklung in die Callgirl-Affäre um das Hotel Carlton im nordfranzösischen Lille bekannt ist.