Strömender Regen, Samba und Athleten mit Selfiesticks: So gingen die Olympischen Spiele in Rio zu Ende. IOC-Präsident Bach lobte Brasilien für die Gastfreundschaft und klammerte Probleme aus.
Es regnete in Strömen, als die Athletinnen und Athleten am Sonntagabend zur Schlussfeier ins Maracanã-Stadion einliefen. Rio, die traumhaft schön gelegene Stadt, die in den vergangenen drei Wochen so manch einem und einer den Kopf verdreht hat, zeigte sich von ihrer garstigen Seite. Die Fahnen der über 200 Nationen wanden und krümmten sich im Wind. Zahlreiche Sportler trugen Regenpelerinen und filmten mit ihren Smartphones sich selbst und die Menge im Stadion.
Die Schweizer Fahne trug Mountainbiker Nino Schurter. Der 30-jährige Bündner war schon vor seiner Goldmedaille vom Sonntagnachmittag für diese Aufgabe auserkoren worden. Gemäss Schätzung von Swiss Olympic dürften insgesamt 80 Schweizer ins Stadion eingelaufen sein. Davon waren knapp 50 Athletinnen und Athleten, die in den letzten Tagen noch im Einsatz standen: Mountainbiker, Segler, Marathonläufer, ferner die Synchronschwimmerinnen, Ruderer, Beachvolleyballerinnen, Triathleten und ein paar Leichtathleten.
«Wir gehen als Freunde»
Um 22.18 Uhr Ortszeit erklärte IOC-Präsident Thomas Bach die Spiele der Spiele der XXXI. Olympiade für beendet. Zuvor hatte er unter anderem die Gastfreundschaft der Brasilianer gelobt und gesagt: «Wir kamen als Gäste hierher, und wir gehen als Freunde.»
Die Vielfalt, die Brasilien zelebriere, sei eine Bereicherung für alle. Bach sprach von «wunderbaren Spielen» in einer «wundervollen Stadt». Besonderen Respekt zollte er dem erstmals angetretenen Flüchtlingsteam: «Ihr seid ein Symbol der Hoffnung für Millionen Flüchtlinge in aller Welt.»
So warmherzig Bachs Worte daherkamen – sie täuschten nicht darüber hinweg, dass er kaum Superlative verwendete und die Organisations- und Sicherheitsprobleme der Brasilianer mit den Spielen ausklammerte.
Rios Bürgermeister Eduardo Paes übergab die olympische Fahne an Bach und dieser wiederum an Yuriko Koike, die Bürgermeisterin von Tokio, wo die Sommerspiele in vier Jahren stattfinden werden.
Ohne Temer und Pelé
Die Abschlussfeier sollte ein Fest brasilianischer Kultur werden – das hatte die künstlerische Leitung um Direktor Leonardo Caetano, Produktionschef Abel Gomes und Kreativ-Direktorin Rosa Magalhães im Vorfeld versprochen. Sie blieben dem Publikum nichts schuldig: Hunderte von professionellen Tänzern huldigten der musikalischen Tradition brasilianischer Musik wie Samba und Bossa Nova in mehreren Choreografien.
Das brasilianische Publikum, das während der Spiele immer wieder für sein teilweise unfaires Verhalten gegenüber gegnerischen Sportlern Kritik einstecken musste, war in seinem Element. Es applaudierte und tanzte fast so euphorisch wie am Samstagabend, als die brasilianische Fussballmannschaft im Penaltyschiessen gegen Deutschland Gold holte. Der brasilianische Sänger Lenine widmete den Zehntausenden Freiwilligen zum Dank eine exklusive Version einer seiner grössten Hits.
Die grossen Abwesenden der Feier waren ein Held und ein Antiheld: der brasilianische Fussballstar Pelé einerseits, der wegen wegen seiner angeschlagenen Gesundheit passen musste. Und Brasiliens Interimspräsident Michel Temer anderseits. Temer war an der Eröffnungsfeier ausgepfiffen worden.
In der Zwischenzeit dürfte er sich wenig neue Freunde gemacht haben in der olympischen Gemeinde. Am Freitag reiste er für eine angekündigte Medienkonferenz ins olympische Medienzentrum, wo er nach drei Stunden Verspätung ein dreiminütiges PR-Statement abgab und ohne Fragen zu beantworten wieder verschwand. An seiner Stelle durfte nun der ebenfalls nicht sonderlich beliebte Stadtpräsident von Rio, Eduardo Paes, Buhrufe seiner Landsleute einstecken.