Der schwerste Stromausfall in der Türkei seit Jahren hat die grössten Städte und zahlreiche Provinzen des Landes über Stunden hinweg lahmgelegt. Die Ursache ist unbekannt – die Regierung schloss Sabotage nicht aus.
In der Wirtschaftsmetropole Istanbul, der Hauptstadt Ankara und der Küstenmetropole Izmir fiel am Dienstagvormittag der Strom aus. In Istanbul und Ankara stoppten die U-Bahnen. In den U-Bahnen in Istanbul wurden Passagiere nach Angaben von Sicherheitspersonal zu den nächsten Bahnhöfen geleitet. Auch Verkehrsampeln funktionierten nicht mehr.
DHA meldete, am westtürkischen Industriestandort Kocaeli hätten Fabriken den Betrieb wegen des Stromausfalls vorübergehend einstellen müssen. Unter anderem sei die Produktion von Autos und Chemikalien behindert worden.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf Verantwortliche des Netzbetreibers TEIAS, ein Problem an den Übertragungsleitungen habe den Blackout verursacht. Energieminister Taner Yildiz sagte kurz nach Beginn des Stromausfalls nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA: «Ich kann derzeit nicht sagen, ob es ein Cyber-Angriff ist oder nicht.» Die Ursache werde untersucht.
Krisenzentrum eingerichtet
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu schloss auch einen Terroranschlag nicht aus. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte er laut DHA. Er vermute aber ein technisches Problem in den Stromnetzen. Die Regierung in Ankara richtete ein Krisenzentrum ein.
Nach Berichten des Nachrichtensenders CNN Türk waren 30 der 81 Provinzen des Landes betroffen, darunter solche im Westen, Norden, Süden und Osten. Zentralanatolien schien weitgehend verschont geblieben zu sein. Teile Istanbuls auch im Zentrum der grössten Stadt des Landes waren selbst nach mehr als fünf Stunden noch ohne Strom.
Für die islamisch-konservative Regierungspartei AKP kommt der massive Stromausfall zur Unzeit: In gut zwei Monaten wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt. In Kommentaren im Internet hiess es, es handle sich um den grössten Stromausfall seit dem schweren Erdbeben von 1999.