Sämtliche sieben Arten von Meeresschildkröten sind durch Plastikabfall bedroht. Dies zeigt eine Übersichtsstudie von britischen Wissenschaftlern auf. Zu den Gefahren gehören Verschlucken, sich Verheddern oder unbenutzbare Brutstrände.
Zwischen 1950 und 2015 stieg die weltweite Plastikproduktion von 1,5 Millionen Tonnen auf 299 Millionen Tonnen an, wie die Forscher im Fachjournal «ICES Journal of Marine Science» schreiben. Ein grosser Teil davon gelangt in die Meere. Jüngste Untersuchungen kamen zum Schluss, dass bereits jede zweite Schildkröte Plastik gefressen hat. Bei Seevögeln sollen es sogar 95 Prozent sein.
Die Reptilien können daran ersticken, verhungern, weil ihre Eingeweide verstopft sind, oder ertrinken, wenn sie sich darin verheddern. In Plastik an Stränden können sich Eier legende Weibchen oder geschlüpfte Junge verwickeln, oder es verändert die Bedingungen im Sand, zum Beispiel die Temperatur, so dass mehr Junge des einen oder anderen Geschlechts schlüpfen.
Auch die Chemikalien im Plastik könnten das Fortpflanzungssystem der Meerestiere sowie auch ihre Nahrungsgrundlage beeinträchtigen. Fast jedes Plastikteil, das je ins Meer gekommen ist, sei noch dort, betonte Studienleiter Brendan Godley von der Universität Exeter in der Mitteilung. Sie verkleinerten sich und bildeten eine Suppe von Mikroplastik-Teilchen mit bedenklichen Langzeitwirkungen.
Das Team um Godley und Kollegen aus Grossbritannien, den USA und Australien haben eine grosse Zahl von Studien über das Verschlucken von Plastik durch Schildkröten zusammengetragen. Die Daten stammen aus diversen Regionen am Atlantik, Pazifik, indischen Ozean und am Mittelmeer.
Die Forscher kommen zum Schluss, dass diese Daten noch nicht ausreichen, um nachzuweisen, dass die Schildkrötenbestände wegen des Plastiks schrumpfen. Die weltweiten Wanderungen der Schildkröten erschweren ihre Erforschung. Es seien dringend mehr koordinierte Studien nötig, schreiben die Wissenschaftler. Beobachtungen von Plastik in und an Schildkröten müssten gemeldet werden.