Der sozialpolitische Sprengstoff in Europa hat nach eine Studie der Bertelsmann-Stiftung im Zuge der Euro-Staatsschuldenkrise zugenommen. Zwar habe sich die EU zuletzt stabilisiert, abgenommen habe hingegen das Mass an sozialer Gerechtigkeit in weiten Teilen Europas.
Wie es in der am Montag veröffentlichten Analyse der deutschen Bertelsmann-Stiftung weiter heisst, ist es vor allem in den südeuropäischen Ländern nicht gelungen, die Lasten der Krisenbekämpfung in Form harscher Einschnitte einigermassen gerecht zu verteilen. Generell gebe es ein starkes Nord-Süd-Gefälle bei der sozialen Gerechtigkeit in Europa.
«Die wachsende soziale Kluft zwischen den Mitgliedsstaaten und zwischen den Generationen kann zu Spannungen und einem erheblichen Vertrauensverlust führen», warnte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Sollte diese Entwicklung andauern, drohe das europäische Integrationsprojekt in Gefahr zu geraten. Daher sollte das Thema soziale Gerechtigkeit in der EU stärker in den Vordergrund geschoben werden.
Die Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung arbeiten mit einem sogenannten Gerechtigkeitsindex, der anhand einer Vielzahl einzelner Kriterien verschiedene Dimensionen der sozialen Gerechtigkeit erfasst: nämlich Armut, Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Generationengerechtigkeit sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung.
Schweden an der Spitze
Angeführt wird die Rangliste der EU-Länder in Hinblick auf die Verwirklichung einer möglichst hohen sozialen Gerechtigkeit von Schweden, gefolgt von Finnland, Dänemark und den Niederlanden. Deutschland bekleidet Rang sieben, Frankreich Rang elf. Auch Grossbritannien liegt mit Rang 13 noch über dem EU-Durchschnitt.
Am Ende der Rangliste rangiert Griechenland, das mit am härtesten von der Staatsschuldenkrise betroffen war. Weit hinten liegen auch Italien (Rang 23), Spanien (Rang 21) und Portugal (Rang 20).