Studie untersucht Gründe für Abwanderung beim Pflegepersonal

Viele Pflegefachkräfte verlassen nach kurzer Zeit den Beruf. Die Gründe für die Abwanderung sollen in einer gross angelegten Studie untersucht werden.

Pflegemitarbeiterinnen des Spitals in Flawil SG (Archiv) (Bild: sda)

Viele Pflegefachkräfte verlassen nach kurzer Zeit den Beruf. Die Gründe für die Abwanderung sollen in einer gross angelegten Studie untersucht werden.

Viele gut ausgebildete Pflegefachkräfte verlassen nach kurzer Zeit den Beruf. Dies verschärft den Personalmangel im Gesundheitswesen. Eine gross angelegte nationale Studie soll erstmals die Gründe für diese Abwanderung untersuchen – und Lösungsvorschläge erarbeiten.

«Wir wollen der Politik Instrumente in die Hand geben, wie künftig dem Personalmangel in Spitälern, Heimen und bei der Spitex begegnet werden soll», sagte Michael Simon vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Basel am Montag vor den Medien in Bern. Viele Studien, die diesen «grossen Problembereich» untersuchten, gebe es nicht.

Die Hälfte des Pflegepersonals soll erreicht werden

Die Umfrage «nurses at work» möchte diese Lücke nun schliessen. Ehemalige und aktive Pflegefachpersonen sind eingeladen, an der Onlinebefragung teilzunehmen. Laut dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium waren 2012 in der Schweiz über 193’000 Pflegepersonen beschäftigt. «Wenn wir fünfzig Prozent erreichen, wären wir schon sehr zufrieden», sagte Studienleiterin Véronique Addor von der Genfer Hochschule für Gesundheit HES.

Heute würden in der Schweiz zu wenige Fachkräfte ausgebildet, um den Wegfall jener, die den Beruf verlassen, zu kompensieren, sagte Addor. Vor diesem Hintergrund sei es fraglich, ob es in zehn, zwanzig oder dreissig Jahren noch genug Pflegende gebe.

Wenn sich Pflegende zu ihrer Berufskarriere äusserten, helfe dies die beruflichen und persönlichen Aspekte ihrer Laufbahn besser zu verstehen. Heute fehlten Angaben über die genaue Zahl der Pflegefachkräfte oder über die Gründe, weshalb sie den Beruf verlassen.

Politiker ziehen mit

Die Resultate der Studie sollen in rund einem Jahr in drei Sprachen vorliegen. Neben dem Ist-Zustand wird dabei auch die Entwicklung in den vergangenen vierzig Jahren aufgezeigt.

Dass bereits bei der Lancierung der Umfrage verschiedene Politiker im Boot sässen, liege an der Wichtigkeit des Projekts, sagte Nationalrat Jean-François Steiert (SP/FR), Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik und Mitglied der Gesundheitskommission. «Wir haben kein Interesse daran, dass viele Pflegende ihren Beruf frühzeitig verlassen.» Die Suche nach den Gründen dafür sei wichtig.

Die Investitionen in die Ausbildung der Pflegefachkräfte stehe heute nicht in einem gutem Verhältnis zur Berufsdauer. Das Ziel müsse sein, die Leute länger in den Gesundheitsberufen zu behalten, sagte Steiert. «Das Potenzial ist immens.»

Problematische Abhängigkeit vom Ausland

Laut verschiedenen Prognosen wird der Mangel an Pflegefachkräften in der Schweiz bereits im Jahr 2020 zu einem ernsthaften Problem. «Der Trend zur Knappheit wird sich weiter zuspitzen», sagte Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG), die ebenfalls in der Gesundheitskommission sitzt und als Beraterin im Gesundheitswesen tätig ist.

Dass die Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften weiter zunehmen werde, sei problematisch – auch aus ethischen Gründen. «Es kann nicht sein, dass andere, meist ärmere Länder die Ausbildung ihrer Pflegenden bezahlen und wir davon profitieren», sagte Humbel.

Nur wenn mehr Informationen gesammelt würden, könnten spezifische Massnahmen dagegen ergriffen werden.

Umfrage ab sofort online

Finanziert wird die Studie hauptsächlich vom Schweizerischen Nationalfonds. Das Bundesamt für Gesundheit, das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), das Schweizerische Gesundheitsobservatorium und verschiedene Hochschulen unterstützen «nurses at work».

An der anonymen Umfrage kann ab sofort teilgenommen werden.

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