Suarez blieb bei Uruguayer das Hauptthema

Uruguay verlor gegen Kolumbien 0:2 und schied aus. Das Hauptthema blieb aber Luis Suarez, der gesperrt fehlte und die Partie aus 1000 Kilometer Entfernung verfolgte.

Enttäuschter Uruguay- und Suarez-Fan nach 0:2 gegen Kolumbien (Bild: SI)

Uruguay verlor gegen Kolumbien 0:2 und schied aus. Das Hauptthema blieb aber Luis Suarez, der gesperrt fehlte und die Partie aus 1000 Kilometer Entfernung verfolgte.

Luis Suarez, der massiv abgestrafte Beisser, war allgegenwärtig. Die Fans trugen sein Trikot und/oder Masken mit seinem Gesicht. Das «Olé, olé, olé, Suarez, Suarez» verstummte während des gesamten Spiels. Sein Trikot mit der Nummer 9 war für ihn wie vor jedem Spiel ordentlich in der Garderobe aufgehängt. Uruguays Verband twitterte das Bild um die Welt, um zu zeigen, dass er weiter hinter seinem Goalgetter steht. Und keiner äusserte sich auch nur im Ansatz negativ über den gesperrten Stürmer. Luis Suarez war nicht Sündenbock, sondern bleibt Uruguays Held.

«Die Leute und die Funktionäre waren lange hinter ihm her», sagte Oscar Tabarez, der Coach. «Wir konnten nicht ändern, was passierte. Aber wir haben uns darauf beschränkt, das Positive zu sehen. Und Tatsache ist, dass uns die ganze Affäre viel Kraft verliehen hat. Wir wollten unbedingt für Luis gewinnen.»

Aber ausser Luis Suarez hatten Uruguays Fans gegen Kolumbien nichts und niemanden zu bejubeln. Wie schon in der Vorrunde gegen Costa Rica (1:3), als Luis Suarez wegen einer Knieverletzung noch nicht spielte, blieb der Weltmeister von 1934 und 1950 in der Offensive harmlos und ungefährlich. Der 35-jährige Diego Forlan vermochte während 53 Einsatzminuten nichts zu bewegen. Seine bemerkenswerteste Aktion war, dass er nach dem Spiel erklärte, weiter für das Nationalteam spielen zu wollen.

Nicht nur Trainer Tabarez, auch die Spieler nützten nochmals die Gelegenheit, eine Lanze für Luis Suarez zu brechen. Captain Diego Lugano wiederholte seine massive Kritik an der FIFA. Auch die anderen äusserten sich nochmals. Der einhellige Tenor: mit dem kleinen Uruguay kann’s der Weltverband machen, bei einem grossen Verband wie beispielsweise Brasilien wäre die Zurückhaltung viel grösser gewesen.

Nicht nur aus Uruguay gerät die FIFA auch wegen des Falls Suarez in die Kritik. Die volle Härte der Gesetze gegen Suarez, komplette Milde hingegen für fast alle anderen. Die Urteile der FIFA-Disziplinarkommission sorgen bei der WM für Kritik und Unverständnis. Nach welchen Kriterien die FIFA-Richter urteilen, ist schwer nachzuvollziehen. Denn Kommentare zu der Arbeit des Gremiums unter der Leitung des Schweizer Ex-Profis Claudio Sulser macht die FIFA unter Berufung auf die Unabhängigkeit der Kommission nicht. Verkündet werden nur die Entscheide und die angewandten Paragrafen – ohne Begründung oder Einschätzung.

So bleibt vieles im Vagen. Am gleichen Tag, als Uruguays Luis Suarez für seine Bissattacke gegen Chiellini für neun Pflichtländerspiele gesperrt und für vier Monate von allen Fussball-Aktivitäten ausgeschlossen wurde, lehnten die FIFA-Richter ein Verfahren gegen den Franzosen Sakho trotz dessen offensichtlichen Ellenbogenschlags gegen Oswaldo Minto aus Ecuador ab. Und das, obwohl FIFA-Chefdoktor Jiri Dvorak vor einer Woche erklärt hatte, dass Ellbogenattacken die schlimmsten Vergehen auf dem Fussballplatz seien. Auch Sakhos Teamkollege Olivier Giroud, der Steve von Bergen «auf dem Gewissen» hat, wurde trotz einiger rüder Attacken nicht nachträglich belangt. Die Vergehen waren alle von den Schiedsrichtern nicht geahndet worden, könnten von der Disziplinarkommission also laut Artikel 77.a des Disziplinar-Code nachträglich sanktioniert werden. Und selbst wenn die Referees Tritte oder Schläge bemerkten und nicht sanktionierten, könnten die Fussball-Richter unter Berufung auf Artikel 77.b einschreiten.

Nächster Artikel