Südkoreas Ministerpräsident tritt wegen Fährunglück zurück

Südkoreas Ministerpräsident Chung Hong-Won hat wegen des schweren Fährunglücks seinen Rücktritt angekündigt. Er entschuldige sich dafür, dass er nicht angemessen auf das Unglück habe reagieren können, sagte Chung am Sonntag.

Regierungschef Chung Hong-Won verneigt sich nach seiner Rede (Bild: sda)

Südkoreas Ministerpräsident Chung Hong-Won hat wegen des schweren Fährunglücks seinen Rücktritt angekündigt. Er entschuldige sich dafür, dass er nicht angemessen auf das Unglück habe reagieren können, sagte Chung am Sonntag.

Der Unfall habe das ganze Land in tiefe Trauer gestürzt, sagte Chung in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz weiter. «Viele Tage sind seit dem Unglück vergangen, aber die Schreie der Familien von Vermissten lassen mich nicht schlafen».

Es wäre eine zu grosse Belastung für die Regierung, wenn er im Amt bliebe, sagte er weiter. Er habe schon vorher zurücktreten wollen, doch habe er es zunächst für notwendiger gehalten, die Lage in den Griff zu bekommen. Er appellierte an seine Landsleute, auf weitere Schuldzuweisungen zu verzichten und die Bergungsarbeiten zu unterstützen.

Chungs Schritt gilt weitgehend als symbolischer Schritt. Unter dem Präsidialsystem Südkoreas laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt. Nicht klar war zunächst, ob Präsidentin Park Geun Hye den Rücktritt Chungs annehmen würde.

Zahlreiche Angehörige der Opfer hatten Regierung und zuständige Behörden wegen des Krisenmanagements heftig kritisiert. Die Fähre «Sewol» war am 16. April mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken. Die meisten Passagiere waren Schüler, die auf einem Schulausflug auf dem Weg zur Insel Jeju unterwegs waren.

Rettungsarbeiten unterbrochen

Bis Sonntag wurden 187 Tote geborgen, 115 Menschen galten noch als vermisst. Die Bergung der Leichen aus dem Wrack der Fähre gestaltete sich weiter schwierig: Am Samstag mussten die Arbeiten wegen stürmischer See eingestellt werden.

Am Sonntag sollten sie nach Angaben der Küstenwache weitergehen, sobald es ruhigere Phasen gab. Insgesamt sollten 93 Taucher an dem Einsatz teilnehmen.

Inzwischen sind alle 15 überlebenden Besatzungsmitglieder in Untersuchungshaft, die letzten vier wurden am Samstag festgenommen. Der Crew, allen voran ihrem Kapitän, wird vorgeworfen, die Evakuierung verzögert und die Passagiere im Stich gelassen haben, weil sie frühzeitig das Schiff verliessen.

Weitere Ermittlungen richten sich gegen die Reederei und ihren Geschäftspartnern sowie gegen acht ehemalige und amtierende führende Vertreter des südkoreanischen Schiffsregisters, das die Sicherheitszertifikate ausstellt. Was genau die Fähre zum Kentern bracht, ist unklar.

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