Kämpfer der sunnitischen Terror-Miliz des so genannten Islamischen Staates (IS) sollen in einem jesidischen Dorf im Nordirak ein Massaker angerichtet haben. Die Extremisten hätten im Ort Tel Kudscho in der Sindschar-Region mindestens 80 Männer getötet.
Das berichtete die kurdische Nachrichtenagentur Basnews am Freitag. Jesidische Quellen sprachen von etwa 100 Toten. Die kurdische Nachrichtenseite Rudaw meldete über Twitter, die Opfer seien erschossen worden, weil sie nicht zum Islam übertreten wollten. Frauen und Kinder seien in den Ort Tel Afar verschleppt worden. Demnach lebten in Tel Kudscho rund 180 Familien.
Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland spricht sogar von Hunderten getöteten Jesiden. Ein geflohener Augenzeuge habe berichtet, IS-Kämpfer hätten sämtliche Gefangenen aus der Sindschar-Region nach Tel Kudscho gebracht und getötet, sagte ein Sprecher des Zentralrats der Nachrichtenagentur dpa.
Diesen Angaben zufolge hatten die Extremisten den Ort zunächst neun Tage belagert und dann eingenommen. Anschliessend hätten sie den Bewohnern ein Ultimatum gestellt, zum Islam überzutreten, sagte der Zentralratssprecher. Dieses sei mehrmals verlängert worden.
EU für Waffenlieferungen
Die EU-Aussenminister stimmten am Freitag Waffenlieferungen an die irakischen Kurden im Kampf gegen die IS zu. Die Aussenminister begrüssten die Lieferung von Waffen durch einzelne EU-Mitgliedstaaten.
«Der Rat begrüsst die Entscheidung einzelner Mitgliedsländer, den Ruf der kurdischen Regionalbehörden nach dringend benötigtem Militärmaterial positiv zu beantworten», hiess es in der Abschlusserklärung des dreistündigen Treffens am Freitag in Brüssel.
Das Sondertreffen war auf Ersuchen Frankreichs anberaumt worden, das als erster EU-Mitgliedstaat Waffenlieferungen an die Kurden angekündigt hatte. Grossbritannien kündigte bisher an, Militärausrüstung zu schicken.
Deutschlands Aussenminister Frank-Walter Steinmeier wollte am Abend in den Nordirak reisen und sich dort über den Bedarf der Kurden an Hilfe informieren. Deutschland werde bei der Unterstützung der Kurdenmilizen im Kampf gegen die Dschihadisten «bis an die Grenze des politisch und rechtlich Machbaren gehen», sagte Steinmeier. «Was das sein wird, entscheiden wir, wenn ich aus dem Irak zurückkehre.»
Am Samstagvormittag will Steinmeier nach eigenen Angaben den Präsidenten der autonomen Kurdenregion, Massud Barsani, in Erbil treffen. Zudem wolle er mit Vertretern der Führung in Bagdad sprechen.