Der Jurabogen profitiert weniger stark von der aktuell guten Wirtschaftslage der Schweiz als andere Wirtschaftsregionen. Der Grund ist laut einer Credit-Suisse-Studie die Konzentration auf die Uhrenindustrie und deren Abhängigkeit von internationalen Entwicklungen.
«Der Jurabogen konnte nicht vom konjunkturellen Super-Zyklus der Schweizer Binnenwirtschaft profitieren», sagte Ökonomin Sara Carnazzi Weber anlässlich der Präsentation der Studie der Credit Suisse am Mittwoch. Abseits der grossen Schweizer Zentren erlebten der bernische Jura und die Kantone Neuenburg und Jura kein solch starkes Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum wie andere Schweizer Wirtschaftsregionen.
In allen Teilregionen des Jurabogen entwickelte sich die Zahl der Bewohner in den letzten 10 Jahren unter dem Schweizer Durchschnitt. Das Val-de-Travers verzeichnete gar einen Bevölkerungsrückgang. Die Preise für Wohneigentum sind seit dem Jahr 2000 kaum angestiegen.
Schlechte Erreichbarkeit als Bremsfaktor
Die CS-Studie führt dies auf die besondere geografische Lage und die Wirtschaftsstruktur der Region zurück: Die anspruchsvolle Topografie, die flächige Verteilung der Bevölkerung und das Fehlen eines grösseren Zentrums beeinträchtigen die Attraktivität des Jurabogens für neue Unternehmen.
Wirtschaftlich ist die Region von einer Branche abhängig. Mehr als 40 Prozent aller Beschäftigter in der Schweizer Uhrenindustrie arbeiten im Jurabogen. In allen Teilregionen – ausser im Berner Jura – ist die Uhrenindustrie der beschäftigungsstärkste Wirtschaftszweig.
Diese Konzentration auf exportorientierte Unternehmen macht den Jurabogen anfällig auf die internationale Konjunkturentwicklung. Bricht die internationale Nachfrage ein, hat die Region keine Binnenwirtschaft, die den Einbruch abfedern kann. Kippt die Konsumentenstimmungen beispielsweise in den asiatischen Ländern, bekommt das auch der Jurabogen zu spüren.
Starke Auswirkung der Einwanderungsinitative
Diese Branchenstruktur und die Nähe zu Frankreich wirken sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Seit dem Jahr 2000 hat sich vor allem wegen der Einführung der Personenfreizügigkeit die Zahl der Grenzgänger in den Jurabogen mehr als verdoppelt. Heute zählt die Region rund 18’000 Grenzgänger. Diesen stehen 10’200 Zupendler aus anderen Regionen der Schweiz gegenüber.
Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative dürfte sich im Jurabogen deshalb stark auswirken, falls die Zahl der Grenzgänger tatsächlich mit einer Kontingentierung beschränkt werden sollte.