Die jahrelang totgeschwiegene burmesische Dissidentin Aung San Suu Kyi darf erstmals im Staatsfernsehen mit einem Wahlkampfspot für ihre Partei werben. Das 15-Minuten-Stück soll am Mittwochabend nach den Nachrichten ausgestrahlt werden.
Dies sagte ein Sprecher ihrer Partei, der Nationalliga für Demokratie (NLD). Ein Video gelangte vorab an die Öffentlichkeit und wurde über Youtube und Facebook verbreitet.
Darin fordert die Politikerin, die sich bei den Nachwahlen am 1. April um einen Sitz im Parlament bewirbt, eine Verfassungsänderung, um die Macht der Armee in der einstigen Militärdiktatur zurückzudrängen.
Der Spot sei zensiert worden, verlautete aus der Partei. Eine Passage, in der die Friedensnobelpreisträgerin von 1991 mangelnde Rechtsstaatlichkeit anprangert, sei von den Zensoren gestrichen worden. Dennoch blieb Suu Kyi kämpferisch.
Erster Wahlgang boykottiert
Sie ist in dem Video an einem Schreibtisch vor einer Fahne mit dem Parteiemblem, einem angreifenden Pfau zu sehen. „Wir wissen, dass die derzeitige Lage nicht den demokratischen Prinzipien entspricht“, sagt Suu Kyi unter anderem: „Die Bürger wissen, dass 25 Prozent der Abgeordneten nicht gewählt sind.“
Neben der NLD dürfen auch die anderen 16 Parteien, die antreten, einen 15-minütigen Wahlkampfspot im Staatsfernsehen senden. Die Militärjunta hatte dem Militär per Verfassung vor ihrem Abgang ein Viertel aller Parlamentssitze gesichert.
Sie sorgte in einem von westlichen Ländern als wenig fair beurteilten Wahlkampf dafür, dass Dreiviertel der restlichen Sitze an eine militär-nahe Partei gingen. Die NLD boykottierte den Wahlgang im November 2010.
Suu Kyi wird wohl gewählt
Der neue Präsident, Ex-General Thein Sein, überraschte zuletzt mit Reformeifer. Er ebnete Suu Kyi den Weg zurück in die Politik. Bei den Nachwahlen sind 48 Sitze zu besetzen. Die NLD tritt in 47 Wahlkreisen an, weil einer ihrer Kandidaten disqualifiziert wurde. Suu Kyis Sieg in ihrem Wahlkreis gilt als sicher.
Suu Kyi gab sich in dem Wahlkampfspot auch versöhnlich. „Ich glaube, dass das Militär eine Rolle in der Entwicklung unseres Landes spielen muss“, sagte sie. „Ich glaube, dass das Militär, das mein Vater, General Aung San gegründet hat, bereit steht, um den Interessen des Landes zu dienen.“