Die Schweizer Bauwirtschaft muss sich ab 2015 auf einen Rückgang der Nachfrage im Mietwohnungsbau um bis zu 20 Prozent gefasst machen. Grund ist die Zuwanderungsinitiative der SVP. 2014 allerdings ist weder im Hoch- noch im Tiefbau eine Abschwächung in Sicht.
Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bauindex der Grossbank Credit Suisse und des Schweizerischen Baumeisterverbands hervor.
Verglichen mit dem letzten Quartal 2013 stagnierte der Index im ersten Quartal 2014 bei 140 Punkten – das dritte Quartal in Folge. Gegenüber dem Vorjahresquartal zeigte der Indikator indessen ein ansehnliches Wachstum von 5,5 Prozent. Für die Bauexperten ist damit der Jahresstart der Branche gelungen und solide.
Der Index für den Hochbau zeigte gegenüber dem ersten Quartal 2013 ein Wachstum von 5,1 Prozent und eine Stagnation zu den Vorquartalen. Hauptgrund für das Wachstum im Jahresvergleich ist der stabile Wohnungsbau.
Hinzu kamen geplante Projekte in Industrie, Dienstleistung, Gesundheitswesen und Energie. Insgesamt hatten die Baugesuche für Hochbauten im Januar ein Volumen von 3,5 Mrd. Franken, was dem zweithöchsten Januarwert seit Messbeginn entspricht.
Der Tiefbau hält mit dem Hochbau Schritt. Auch hier stagnierte die Lage gegenüber den drei Vorquartalen auf hohem Niveau, im Jahresvergleich ergab sich hingegen ein deutliches Wachstum. Mit dem Ja zur Bahninfrastruktur-Vorlage vom 9. Februar reduzierte sich die Finanzierungsunsicherheit von grossen Ausbauprojekten deutlich, konstatiert der Bauindex.
Dunkle Wolken über dem Wohnungsbau
Nach dem Ja zur Zuwanderungsinitiative hingegen ziehen dunkle Wolken am Bauhimmel auf. Die Unternehmen dürften wegen der daraus entstehenden Standortunsicherheit zurückhaltender Personal rekrutieren. Das dürfte die Zuwanderung bereits am 2015 reduzieren und damit die Nachfrage nach Mietwohnungen vermindern.
Die Hochbaubranche muss sich ab dann auf Nachfrageeinbrüche um bis zu 20 Prozent gefasst machen. Die Prognose ist gemäss den Experten allerdings davon abhängig, wie schnell die Politik die Standortunsicherheiten durch eine glaubwürdige Umsetzung der Initiative reduzieren kann.
Davon abgesehen dürfte das grosse Wachstum der Baubranche der Vergangenheit angehören. Die starke Zunahme im ersten Quartal ist auf einen Basiseffekt der Jahre 2012 und 2013 zurückzuführen, als die Branche kurzfristig schwächelte. Der Basiseffekt endet im zweiten Quartal 2014.
Ein erneuter Sprung auf ein höheres Umsatzniveau ist aufgrund der zaghaften Kapazitätsausweitung nicht zu erwarten. Während der Auftragsbestand im Hochbau in den vergangenen drei Jahren um durchschnittlich 2,6 Prozent stieg, bauten die Baumeister ihr Personal um lediglich 0,9 Prozent aus.
Im Tiefbau dagegen wurden die Aufträge bei ähnlichem Personalwachstum schneller erledigt. Dort gibt es im Gegensatz zum Hochbau keinen Auftragsstau.
Der Bauindex wird vierteljährlich von der Credit Suisse und dem Schweizerischen Baumeisterverband publiziert. Er dient als Frühindikator der Schweizer Baukonjunktur.