Der Lebensversicherer Swiss Life hat im vergangenen Jahr mit 606 Mio. Fr. unter dem Strich 8 Prozent mehr verdient als 2010. Den Gewinnzuwachs verdankt das Branchenschwergewicht mehrjährigen Sparprogrammen und einem glücklichen Händchen bei den Kapitalanlagen.
Für gewisse Bauchschmerzen sorgt aber weiterhin der 2008 übernommene deutsche Finanzproduktevertrieb AWD. Die Tochter, für die Swiss Life einen erheblichen Restrukturierungsaufwand betreiben musste, erreichte einen Betriebsgewinn von gerade noch 7 Mio. Euro.
Der Grund ist, dass Swiss Life für Rechtsstreitigkeiten mit früheren AWD-Kunden in Deutschland und Österreich Mittel zurückstellen muss. 47 Mio. Euro sind dafür reserviert, wobei wegen der hängigen Verfahren laut Konzernchef Bruno Pfister noch nicht abschliessend gesagt werden kann, ob diese Summe reicht.
Frühere Kunden des vom schillernden Unternehmer Carsten Maschmeyer gegründeten AWD werfen dem Unternehmen vor, sie fehlberaten zu haben und für private Verluste verantwortlich zu sein. Maschmeyer, der nach dem AWD-Verkauf an Swiss Life im Verwaltungsrat des Versicherers sass, hat sich dort mittlerweile zurückgezogen und Aktienanteile verkauft.
Aktie steigt
Während AWD ein Klotz am Bein war, profitierte der Konzern von unter anderem von umfangreichen Steuergutschriften. Laut Finanzchef Thomas Buess betrug der Gewinnanstieg ohne jegliche Sonderfaktoren 4 Prozent. Analysten lobten am Mittwoch die Zahlen von Swiss Life indessen als solide und bezeichneten den Konzern als operativ robust.
Die Analysten überraschte und erfreute vor allem die Mehrung des Eigenkapitals: Per Ende 2011 sass Swiss Life auf 9,1 Mrd. Franken, das sind 23 Prozent mehr als Ende 2010. Auch die vorgeschlagene Dividende – 4,50 Fr. pro Aktie wie 2010 – kam gut an. An der Schweizer Börse legte die Swiss-Life-Titel um 3,2 Prozent zu.
Weniger von reichen Kunden
Im Schweizer Markt, aus dem nicht ganz die Hälfte der Einnahmen stammen, wuchs Swiss Life um 6 Prozent und wies Prämien von 8,1 Mrd. Fr. aus. Die berufliche Vorsorge gab Swiss Life Schub. Weil die Lebensversicherer strengere Auflagen bei den Anlagen haben als Pensionskassen und somit konservativer investieren, haben ihre Anlagen in den vergangenen Jahren besser rentiert. Damit sieht Konzernchef Pfister die Lebensversicherer derzeit im Vorteil.
Über den ganzen Konzern hinweg fielen die Einnahmen aber wegen des Auslandsgeschäfts um 10 Prozent: Bis Ende Dezember sammelte der schwerpunktmässig in Europa tätige Konzern insgesamt 17,1 Mrd. Fr. an Prämien ein. Frankreich, Deutschland und auch das Geschäft mit vermögenden Privatkunden verzeichneten alle tiefere Prämien.