Der Präsident des Industrieverbands Swissmem, Hans Hess, fordert von der Finanzwirtschaft eine Anpassung an die internationalen Spielregeln. «Das Bankgeheimnis gehört abgeschafft», sagte er in einem Interview in der «Schweiz am Sonntag».
Die Schweiz leide als Ganzes unter den Problemen des Finanzplatzes, erklärte der Präsident des Branchenverbands der Metall-, Elektro- und Maschinenbauindustrie, und äusserte deutliche Kritik an der Bankenbranche. «Die Banken müssen zur Kenntnis nehmen, dass für sie die Zeiten vom Fünfer und Weggli vorbei sind.» Wenn sie überleben wollten, müssten sie sich wie alle anderen Unternehmen «den neuen Anforderungen des Marktes anpassen».
Nach Ansicht von Hess sollte sich die Finanzwirtschaft wieder auf ihre Kernkompetenz, die Vergabe von Krediten, besinnen. «Die Schweizer Banken haben viel mehr zu bieten als nur Geld zu verstecken und bei der Steuerhinterziehung behilflich zu sein.»
«Durch und durch ein Industrieller»
Hess äusserte sich auch zur Krise beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, in dessen Vorstand er sitzt. Er war als möglicher Nachfolger des Verbandspräsidents Rudolf Wehrli gehandelt worden, der sein Amt Ende August abgibt.
Für Hess kommt die Position aber nicht in Frage. Er sei immer nur in der Industrie tätig gewesen und verstehe nichts von der Finanzbranche oder vom Detailhandel. Auch habe er keine Lust, sich in Steuer- und Finanzfragen einzuarbeiten, erklärte er. «Ich bin durch und durch ein Industrieller.»
Laut Hess hat Economiesuisse eine Liste mit «gegen zwanzig Personen», die für das Präsidium geeignet wären. Erste Gespräche hätten schon stattgefunden, bisher habe aber niemand zugesagt.
Auf die Neuausrichtung von Economiesuisse ging Hess nicht im Detail ein. Er wünscht sich aber, dass sich Unternehmer generell stärker politisch engagieren, wie er im Interview erklärte. «Wir können nicht einfach abseitsstehen und zuschauen, wie der Karren durch falsche Rahmenbedingungen in den Dreck gerissen wird.» Die Unternehmer müssten den Leuten wieder erklären, was es brauche, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Mindestlöhne aus politischen Überlegungen
Dazu gehört für den Swissmem-Präsidenten, dass die Löhne nicht staatlich festgesetzt werden. Er sprach den neuen Gesamtarbeitsvertrag in der Metall-, Elektro- und Maschinenbauindustrie an, der erstmals Mindestlöhne vorsieht.
Dieses Zugeständnis habe Swissmem «nicht zuletzt aus einer politischen Überlegung» gemacht, erklärte Hess. «Wir wollten zeigen, dass man Lohnfragen auf Branchenebene lösen kann und dass es keine staatlichen Eingriffe braucht.» Er bezog sich dabei auf die Mindestlohn-Initiative der Gewerkschaften. Diese fordert, dass jeder Arbeitnehmer in der Schweiz mindestens 22 Franken pro Stunde erhält.