Der Verein der syrischen Demokraten, ein Verband syrischer Oppositioneller in der Schweiz, hat am Freitag nach dem Vorbild Libyens ein Flugverbot über Syrien gefordert. Die internationale Gemeinschaft müsse endlich handeln und die Gewalt in ihrer Heimat beenden.
Ihre Botschaft richte sich auch an die Anhänger des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, die für diesen insbesondere in der Schweiz auf die Strasse gingen, sagte der Präsident des Vereins, Taufik Schamaa, vor den Medien in Lausanne.
Während der Medienkonferenz legten ein Dutzend Syrer Zeugnis über die Repressalien gegen sie selbst und ihre Familien ab – einige davon zogen es vor, anonym zu bleiben. Sie begründeten dies mit möglichen Racheakten durch das Regime an ihren Familien.
So erklärte ein 25-Jähriger aus der westsyrischen Stadt Duma, er habe das Land auf Druck seiner Familie verlassen. Er habe seit Beginn des Aufstandes im März Demonstrationen gegen das Regime gefilmt und ins Internet gestellt. Seine Familie habe sich vor Repressalien gefürchtet.
Sein Bruder habe bei einer Demonstration im April einen Kopfschuss erlitten und sei seitdem behindert. „Die Kugel ist noch immer da, aber er wagt nicht, sich behandeln zu lassen aus Angst ermordet zu werden“, sagte der junge Mann. Er selbst habe nach einer wochenlangen Flucht via die Türkei und Italien erst vor drei Tagen die Schweiz erreicht und wolle hier um Asyl bitten.
Posttraumatische Belastungsstörung
„Die physischen Leiden sind nichts gegen die psychischen“, sagte der 38-jährige Abdel Hamid Mulla Hassam. Er war nach eigenen Angaben 1989 verhaftet worden und verbrachte ein Jahr in Haft wegen „Kontakt mit pazifistischen Oppositionellen“. Mulla Hassam stammt aus Daraa im Westen Syriens.
Seit seiner Haftentlassung leide er an Alpträumen und Verfolgungswahn. „Er leidet klar unter einer posttraumatischen Belastungsstörung“, sagte Schamaa, der Allgemeinmediziner ist.
Hassam hat seinen Asylantrag 2010 eingereicht. „Ich zeige mein Gesicht, weil ich nichts mehr zu verlieren habe“, sagte er. Selbst sein Vater werde von der Polizei gesucht. Seine Frau und seine beiden Kinder konnten im Rahmen einer Familienzusammenführung in die Schweiz einreisen.