Syrier flüchten massenweise vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat

Am Donnerstag und Freitag ist der Strom syrischer Flüchtlinge in die Nachbarländer angeschwollen. Wie das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) mitteilte, flüchteten 11’000 Syrer vor dem Krieg. 9000 davon gingen in die Türkei, je 1000 nach Jordanien und Libanon.

Syrische Zivilisten flüchten vor den Kämpfen im Grenzgebiet in die Türkei (Bild: sda)

Am Donnerstag und Freitag ist der Strom syrischer Flüchtlinge in die Nachbarländer angeschwollen. Wie das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) mitteilte, flüchteten 11’000 Syrer vor dem Krieg. 9000 davon gingen in die Türkei, je 1000 nach Jordanien und Libanon.

Die Zahl der Flüchtlinge in den Nachbarländern steige damit auf 408’000, erklärte der UNO-Koordinator für die syrischen Flüchtlinge, Panos Moumtzis. „Die humanitäre Situation verschlechtert sich dramatisch“, warnte er in Genf.

Die Türkei bringt die Syrer in Zelt- und Containerlagern unter. Mittlerweile halten sich weit mehr als 100’000 Flüchtlinge in der Türkei auf.

Gemäss der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu trafen auch 26 syrische Offiziere ein, davon zwei im Rang eines Generals. Für desertierte Offiziere und Soldaten der Regierungstruppen gibt es in der Türkei ein spezielles Lager.

Die Mehrzahl der Syrer flüchtet nach türkischen Regierungsangaben aus der nordöstlichen al-Hasaka-Provinz, die von den Rebellen kontrolliert wird und aus der Stadt Harem, in der Provinz Idlib. Dort finden seit Monaten schwere Gefechte zwischen den Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad und der Freien Syrischen Armee statt.

Kampfhandlungen

Der Bürgerkrieg wurde auch am Freitag mit unverminderter Härte fortgesetzt. Die Armee feuerte gemäss einem Augenzeugen mit Artillerie auf mehrere grenznahe Dörfer in der Provinz Idlib. In der türkischen Kleinstadt Ceylanpinar wurde ein Zivilist von einem Granatsplitter getroffen.

Auch nahe der Grenze zu Israel lieferten sich Rebellen Kämpfe mit den Regierungstruppen. Israel forderte Syrien auf, den bewaffneten Konflikt vom israelisch besetzten Territorium auf den Golan-Höhen fernzuhalten.

Ausserhalb von Damaskus nahmen die Regimegegner nach eigenen Angaben einen Stützpunkt der Luftwaffe ein. Arabische TV-Sender zeigten Videoaufnahmen, die dort gemacht worden sein sollen. Sie zeigen unter anderem einen Hangar mit Raketen.

Bei der Explosion zweier Autobomben in Randgebieten der Hauptstadt starben gemäss der staatlichen Nachrichtenagentur SANA mindestens drei Menschen, Dutzende seien verletzt worden.

Die Allgemeine Kommission für die Syrische Revolution meldete, am Freitag habe die Armee versucht, einen Stützpunkt der Freien Syrischen Armee im Bezirk Kunaitra einzunehmen. Dabei seien unter anderem Panzergranaten und Mörsergranaten eingesetzt worden.

Ziel: Übergangsregierung bilden

Die syrische Opposition setzte unterdessen in Katar ihre Verhandlungen über ein neues Führungsgremium fort. Das Treffen, das ursprünglich bereits am Donnerstagabend hätte enden sollen, wird von Rivalitäten zwischen den einzelnen Gruppen überschattet.

Der Syrische Nationalrat (SNC) erklärte, er habe sein Generalsekretariat erweitert. Ihm gehörten jetzt auch 16 Persönlichkeiten der „revolutionären Bewegung“ an.

Am Freitag kam der SNC zusammen, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Der amtierende Vorsitzende, der Kurde Abdelbaset Sieda, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe nicht erneut kandidieren wollen, „um einer neuen Persönlichkeit eine Chance zu geben“.

Für den Abend war nach Angaben aus Delegationskreisen ein Treffen zwischen 23 SNC-Mitgliedern und 27 Angehörigen anderer Gruppen geplant. Das Ziel der Zusammenkunft sei die Bildung einer Übergangsregierung.

„Wo ist die UNO?“

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach türkischen Zeitungsberichten an einer Konferenz auf Bali, in Syrien seien bisher 50’000 Menschen ums Leben gekommen. 111’000 seien in die Türkei geflohen, und weitere 2,5 Millionen Syrer seien zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. „Wo ist die UNO?“, fragte Erdogan.

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