Mehrere syrische Rebellengruppen haben eine Offensive gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) begonnen. Die Kämpfe konzentrieren sich auf die Provinzen Idlib und Aleppo im Norden des Landes.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Samstag, seit dem Vortag seien in der Provinz Idlib mindestens 36 ISIL-Kämpfer von rivalisierenden Rebellen getötet und hundert weitere gefangen genommen worden. Seit Freitag wurden aus mehreren Teilen des Landes heftige Kämpfe zwischen der Al-Kaida-nahen ISIL und moderateren Rebellen gemeldet.
Die oppositionelle Syrische Nationale Koalition äusserte ihre «volle Unterstützung» für das Vorgehen gegen die Dschihadisten, denen sie «Verrat an der Revolution» vorwarf. Zugleich forderte sie die westlichen Staaten auf, die gemässigte Freie Syrische Armee (FSA) stärker zu unterstützen.
Mitte Dezember hatten London und Washington ihre Militärhilfe für die Rebellen ausgesetzt, damit die Waffen nicht in die Hände der ISIL fallen. Zuvor hatten Dschihadisten an einem Grenzübergang zur Türkei mehrere Waffenlager der FSA erobert.
Vom Kampfgenossen zum Feind
Die Dschihadisten, von denen viele aus dem Irak und anderen Ländern stammen, waren bei den anderen Aufständischen zunächst willkommen: Sie sind gut organisiert, gut bewaffnet und kampferfahren.
Inzwischen werfen zahlreiche Rebellen den Dschihadisten aber vor, in den Gebieten unter ihrer Kontrolle ein Regime des Terrors zu errichten und rivalisierenden Rebellen und Aktivisten zu verfolgen. Grosse Teile der Bevölkerung lehnen zudem die strenge Auslegung der islamischen Gesetze der Scharia durch die ISIL ab.
In den Augen vieler Aufständischer schaden die Dschihadisten ihrer Sache und spielen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad in die Hände, der seit Anbeginn den Aufstand als Verschwörung ausländischer Terroristen darzustellen sucht.
Manche gehen sogar soweit, den ISIL-Kämpfern vorzuwerfen, gemeinsame Sache mit Assad zu machen. So verweisen sie etwa darauf, dass das ISIL-Hauptquartier in der Stadt Rakka bisher von der Armee weitgehend verschont wurde.