Die Befürchtungen über eine blutige Rache der syrischen Regierungstruppen im Viertel Bab Amr der Stadt Homs scheinen sich zu bestätigen: Nach dem Einmarsch der Streitkräfte in den wochenlang umkämpften Stadtteil berichteten Aktivisten am Freitag von Razzien und Erschiessungen.
Soldaten und Angehörige der regierungstreuen Miliz Schabiha würden Haus um Haus nach Gegnern von Präsident Baschar al-Assad absuchen. „Die Situation in Bab Amr ist schlimmer als fürchterlich“, sagte Bassel Fuad, der vor zwei Tagen nach Libanon geflohen war, aber mit Kollegen in Homs in Kontakt steht. „Die Schabiha dringt in die Häuser ein und setzt sie in Brand.“
Die Bewaffneten hätten am Freitagmorgen zehn Männer vor einem Geschäft in eine Reihe gestellt und erschossen, habe ihm ein Kollege berichtet.
Kein Zugang zu Bab Amr
Unterdessen traf ein Konvoi von sieben Lastwagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mit Hilfslieferungen in Homs ein.
Allerdings hätten die syrischen Behörden dem Konvoi die Weiterfahrt nach Bab Amr verweigert, teilte das IKRK mit. Das sei „inakzeptabel“, sagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger.
Die Stadt war fast vier Wochen lang von Regierungstruppen belagert und beinahe täglich beschossen worden. Laut Aktivisten kamen dabei Hunderte Menschen ums Leben. Am Donnerstag zogen sich die Aufständischen aus Bab Amr zurück, und die Regierungstruppen marschierten ein.
Französische Journalisten zurückgeflogen
Die aus Homs entkommenen französischen Journalisten Edith Bouvier und William Daniels wurden am Freitag von Beirut in ihr Heimatland geflogen.
Bouvier war in der vergangenen Woche bei einem Raketenangriff auf ein improvisiertes Pressezentrum in Bab Amr verletzt worden. Der dabei ebenfalls verletzte britische Journalist Paul Conroy war bereits zuvor von Aktivisten nach Libanon gebracht worden.
Die für die Londoner „Sunday Times“ tätige US-Journalistin Marie Colvin und der französische Fotograf Remi Ochlik wurden bei dem Angriff getötet. IKRK-Mitarbeiter bringen ihre sterblichen Überreste nach Damaskus, wie die Organisation am Freitag mitteilte.
Putin für Waffenruhe
In Brüssel bekräftigten die EU-Staats- und Regierungschefs ihre Rücktrittsforderungen an den syrischen Präsidenten Assad.
Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin äusserte sich über die Lage der Menschen in umkämpften Städten wie Homs besorgt. „Es ist Sache der Syrer zu entscheiden, wer sie regieren soll“, sagte Putin der Londoner Zeitung „Times“. „Wir müssen sicherstellen, dass sie aufhören, sich gegenseitig umzubringen.“ Nötig seien eine Waffenruhe und Verhandlungen zwischen den Parteien.