Mit einem dramatischen Appell hat der syrische Oppositionschef Ahmed Moas al-Chatib die Weltgemeinschaft zum Eingreifen im syrischen Bürgerkrieg aufgefordert. „Wir erleben hier eine echte Tragödie“, sagte al-Chatib in der Nacht zum Samstag an der Münchner Sicherheitskonferenz.
Die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad lasse gezielt Frauen vergewaltigen und foltere Kinder, selbst Fünfjährige würden zu Tode gequält. Es gebe eine „unglaubliche Brutalität in diesem Regime“, sagte der Oppositionsführer.
Al-Chatib warf der internationalen Staatengemeinschaft vor, „nicht auf die moralisch gebotene Weise“ mit den Massakern in seinem Land umzugehen. Assad lasse alle möglichen Foltermethoden gegen die Bevölkerung anwenden und setze zudem verbotene Waffensysteme ein, ohne dass die Staatengemeinschaft darauf reagiere.
Auf die Frage, was er beispielsweise von den USA wünsche, sagte al-Chatib: „Wir würden darum bitten, dass sie die (syrischen) Kampfflugzeuge elektronisch stören. Und wenn das nicht funktioniert, dann würde ich darum bitte, die Flugzeuge und die Waffen der syrischen Armee zu zerstören.“
Der Oppositionschef bekräftigte seine Bereitschaft zu Verhandlungen mit dem Assad-Regime. „Als Geste des guten Willens, um die Leiden des syrischen Volkes zu lindern, das Blutvergiessen und die Zerstörung des Landes zu beenden, sind wir bereit, uns an einen Verhandlungstisch zu setzen“, sagte er.
Brahimi trifft Biden und Lawrow
Al-Chatib war vor seinem Auftritt mit Deutschlands Aussenminister Guido Westerwelle zusammengetroffen. Westerwelle begrüsste dabei die wachsende Handlungsfähigkeit der Opposition in Syrien. „Je schneller, je klarer das gelingt, desto glaubwürdiger ist die Koalition auch in den Augen der Menschen in Syrien eine echte Alternative zu Assad.“
An der Konferenz in München soll es auch zu einem Treffen des UNO-Sonderbeauftragten für Syrien, Lakhdar Brahimi, mit US-Vizepräsident Joe Biden kommen. Auch mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow will Brahimi sprechen. Mit beiden habe er Termine vereinbart, kündigte Brahimi an.
Er machte aber deutlich, dass er nicht mit einer baldigen Lösung des Konflikts rechnet. „Offen gesagt: Ich bin mir der Schwierigkeiten weit mehr bewusst, … als einer Lösung, die um die Ecke liegt“, sagte Brahimi.
Die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats ziehen in der Syrien-Krise nicht an einem Strang. Die USA, Grossbritannien und Frankreich sind der Ansicht, dass Präsident Assad durch den Einsatz des Militärs gegen Zivilisten jede Legitimität verloren hat. Russland, das Waffen an das Regime liefert, und China warnen dagegen vor „Einmischung“ in Syrien.