Nach der monatelangen Führungskrise im Kantonsspital Baselland (KSBL) kommt es in dessen Chefetage zum Köpferollen: Der Verwaltungsrat entliess am Donnerstag CEO Heinz Schneider. Zugleich kündigte Verwaltungsratspräsident Dieter Völlmin seinen Rücktritt an.
Der Entscheid, sich vom CEO zu trennen, sei im Verwaltungsrat ohne Gegenstimme gefallen, sagte Völlmin in Liestal an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz. Um grösseren Schaden abzuwenden, sei dem Gremium keine andere Wahl als die Entlassung geblieben.
Gestörtes Vertrauensverhältnis – mangelnde Azeptanz
Das Vertrauensverhältnis mit dem CEO sei in den letzten Monaten stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Schneider fehle zudem bei zahlreichen Schlüsselpersonen die Akzeptanz. Dadurch würden sowohl die strategischen Ziele gefährdet wie auch der laufende Betrieb beeinträchtigt. Man könne ein Spital nicht gegen den Widerstand der Chefärzte führen, sagte Völlmin.
Der Verwaltungsratspräsident bedauerte, dass mit dem 60-jährigen CEO keine einvernehmliche Lösung gefunden werden konnte. Es seien diverse Varianten zur Diskussion gestanden – worin sie bestanden, wollte Völlmin jedoch nicht sagen. Schneider erhielt die Kündigung per Ende August und wurde am Donnerstag per sofort freigestellt.
Der Entlassung Schneiders sind monatelange Turbulenzen mit dem Abgang diverser Chefärzte am noch jungen KSBL vorausgegangen. Das Spital entstand per Anfang 2012 als öffentlich-rechtliche Anstalt durch die Fusion der Spitäler Liestal, Bruderholz und Laufen, die zuvor in die Baselbieter Kantonsverwaltung integriert gewesen waren.
Unternehmensstrategie unter der Lupe
Bevor er die operative Führung des fusionierten Kantonsspitals übernahm, war Schneider Spitaldirektor in Liestal. Gesundheits- und Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber attestierte ihm, dass er im KSBL sehr viel erreicht habe und das Tagesgeschäft erfolgreich sei. Schneider habe sich enorm eingesetzt und für das Spital gelebt, sagte auch der Verwaltungsratspräsident.
Für Völlmin ist ein personeller Neuanfang an der Spitze des KSBL unabdingbar. Die operative Führung übernimmt interimistisch Jürg Aebi, Standortleiter Liestal und bisher stellvertretender CEO. Zudem nimmt der Verwaltungsrat im Auftrag des Gesundheitsdirektors die Unternehmensstrategie und deren Umsetzung unter die Lupe.
Seinen eigenen Rücktritt per Ende Februar begründete Völlmin damit, dass ihm das uneingeschränkte Vertrauen fehle, dass er für diese Aufgabe brauche. Der Verwaltungsratspräsident geriet diese Woche in verschiedenen Vorstössen von Landräten zur KSBL-Krise ins Schussfeld der Kritik.
Gesundheitsprofi für Verwaltungsratspräsidium
Regierungsrat Weber wünscht sich als Nachfolger des Juristen Völlmin eine Gesundheitsprofi mit Erfahrung in der operativen und strategischen Führung von Spitälern. Zudem will der Gesundheitsdirektor den KSBL-Verwaltungsrat fachlich stärken. Er selbst will sich aus dem Gremium zurückziehen und sich künftig auf seine Rolle als Eignervertreter konzentrieren.
«Es war ein Ringen um die am wenigsten schlechte Lösung», beschrieb der erst seit gut einem halben Jahr amtierende Gesundheitsdirektor die Suche nach einem Ausweg aus der Krise. Nun gehe es darum, das Vertrauen ins Kantonsspital wiederherzustellen. Das KSBL stehe nach wie vor vor immensen Herausforderungen.