Uhrenpatron Jean-Claude Biver trotzt mit TAG Heuer den rückläufigen Verkaufszahlen in der Uhrenbranche. Seit gut einem Jahr ist die Marke wieder auf Wachstumskurs, nicht zuletzt dank den Smartwatches.
TAG Heuer habe 2016 rund 14 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Jahr davor, sagt der Markenchef und Leiter der Uhrensparte beim französischen Luxusgüterkonzern LVMH im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Freitag.
Besser als erwartet
Seit Ende 2015 ist TAG Heuer wieder auf Wachstumskurs, während es für die Branche insgesamt nach unten ging. Dabei habe auch die Smartwatch «Carrera Connected» und die Publizität, die sie gebracht habe, eine Rolle gespielt: «56’000 Stück haben wir in den vierzehn Monaten seit der Lancierung im November 2015 abgesetzt, viel mehr als die ursprünglich erwarteten 20’000», sagt Biver.
Im laufenden Jahr will Biver 150’000 Smartwatches verkaufen. Die neue Kollektion wird für Mai erwartet. Derzeit sei die Profitabilität wegen der geringeren Stückzahlen zwar noch geringer als bei traditionellen Uhren. «Aber selbst im letzten Jahr haben wir mit der Connected schwarze Zahlen geschrieben. Ab einer Stückzahl von 100’000 werden wir eine relativ komfortable Margensituation haben», zeigt sich der Markenchef optimistisch.
Flirt mit Silicon Valley
Man dürfe nicht vergessen, dass die Smartwatch erst am Anfang ihrer Existenz sei: «Wir sind gewissermassen noch in der Steinzeit dieses Produkts». Die jüngsten Äusserungen von Apple-Chef Tim Cook zum Weihnachtsgeschäft seien aber ausgesprochen positiv gewesen. Man sei auf gutem Weg zu einem Rekordquartal für die Apple Watch.
TAG Heuer arbeitet im Bereich der intelligenten Uhren mit dem US-Konzern Intel zusammen, der die Mikroprozessoren liefert. Unterdessen hat die Uhrenmarke auch einen Ableger im Silicon Valley gegründet: «Mit unserer neuen Niederlassung auf dem Intel-Campus in Santa Clara wollen wir den Kontakt zu den Leuten vom Silicon Valley aufbauen. Die Technologie bleibt ja nicht stehen. Wir müssen nahe dran sein und wissen was läuft», sagt Biver.
«Warum bringt Zenith das nicht fertig?»
Der 67-jährige Uhrenpatron hat neben der operativen Führung bei TAG Heuer vor kurzem auch die Interimsführung bei der serbelnden Konzernmarke Zenith übernommen. Das sei ein sehr kurzfristiger Entscheid gewesen, den er während den Ferien getroffen habe, räumt Biver ein.
«Ich habe mit gesagt, so kann das nicht weitergehen. Ich bin für drei Marken verantwortlich: Von denen blickt eine, TAG Heuer, umsatzmässig auf das beste Jahr seit 1860 zurück, die zweite, Hublot, auf ein historisches Rekordjahr. Warum bringt Zenith das nicht fertig?».
Biver will vor allem das Profil von Zenith schärfen und die Kommunikation verbessern. Manche Leute wüssten nicht einmal, dass Zenith eine Uhrenmarke sei, kritisiert er. Für eine Neupositionierung der Marke sieht der Chef allerdings keine Notwendigkeit: «Die Produkte stimmen und auch der Preis».