Eine offenbar versehentlich abgefeuerte taiwanische Schiffsabwehr-Rakete hat auf einem Fischkutter in der Meerenge zwischen China und Taiwan einen Menschen getötet und drei weitere verletzt.
Wie die Marine des asiatischen Landes am Freitag mitteilte, durchschlug die Rakete den taiwanischen Trawler «Hsian Li Sheng» ohne zu explodieren. Der Kutter sei nicht gesunken. Beim Toten handle es sich um den Kapitän, verletzt wurden unter anderem ein vietnamesisches und ein philippinisches Besatzungsmitglied.
Der Abschuss erfolgte am Freitag durch ein Patrouillenschiff vom Marinestützpunkt Zuoying in der Hafenstadt Kaohsiung in Südtaiwan, während in China der 95. Gründungstag der Kommunistischen Partei gefeiert wurde.
Es sei ein Fehler bei einer Übung gewesen, sagte Taiwans Vizeadmiral Mei Chia-shu. Die Besatzung habe Einsatzvorschriften nicht befolgt. Die Rakete vom Typ Hsiung Feng III habe aber nicht die Mittellinie des Meeresweges der Taiwanstrasse zwischen China und der Insel überquert, die beide Seiten respektieren.
Die Rakete hat nach Angaben der Nachrichtenagentur CNA eine Reichweite von 300 Kilometern. Der kürzeste Abstand zwischen beiden Küsten beträgt 130 Kilometer.
Zusätzliche politische Spannung
Der Vorfall in der Taiwan-Strasse, einer 180 Kilometer breite Meerenge zwischen der chinesischen Westprovinz Fujian und der Insel Taiwan, könnte zu weiteren politischen Spannungen zwischen Taiwan und der Volksrepublik China führen.
Seit dem Amtsantritt der neuen taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen im Mai sind die Beziehungen angespannt, weil die Politikerin auf Distanz zu China geht. Die chinesischen Kommunisten betrachteten die demokratische Inselrepublik nur als abtrünnige Provinz.
Hinzu kommt ein Territorialstreit im Südchinesischen Meer. China beansprucht praktisch das gesamte Meeresgebiet und liegt daher im Konflikt mit den ASEAN-Staaten Philippinen, Vietnam, Brunei und Malaysia sowie mit Taiwan.