Nach dem schweren Erdbeben im Hindukusch mit mehr als 400 Toten haben die Taliban eine einseitige Waffenruhe für das Katastrophengebiet in Afghanistan erklärt. Es dürfe niemand angegriffen werden, der versuche, Opfern des Bebens zu helfen.
Das umfasse ausdrücklich auch Mitarbeiter der Regierung, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Donnerstag. Mudschahid machte keine Angaben dazu, wie lange die einseitige Waffenruhe andauern und für welche Provinzen sie gelten solle.
Besonders betroffen von dem Beben der Stärke 7,5 vom Montag sind der Nordosten und Osten des Landes. Der Chef der afghanischen Katastrophenschutzbehörde, Mohammad Aslam Sayyaf, sagte, er kenne die Ankündigung der Taliban nicht.
Bei dem Beben waren nach offiziellen Angaben mindestens 115 Menschen in Afghanistan ums Leben gekostet. Im benachbarten Pakistan starben mehr als 300 Menschen.
Vorräte werden knapp
In der Erdbebenregion gingen die Vorräte zur Neige. Frierende und hungrige Überlebende der Katastrophe warteten zunehmend verzweifelt auf Hilfe. Die normalerweise vorhandenen Vorräte seien bereits während der Überschwemmungen vor drei Monaten verbraucht worden.
Etwa 2500 Häuser seien komplett zerstört worden, sagte am Donnerstag Mohammed Bahadur, ein örtlicher Behördenvertreter im nordpakistanischen Darosch. «Wie sollen wir den Bedarf decken mit nur 70 Zelten?», fügte er an.
Hunderte Kinder müssen die Nächte nach seinen Angaben nun unter freiem Himmel verbringen und sind Minusgraden schutzlos ausgeliefert. Angesichts des nahenden Winters sei dringend Hilfe nötig.
«Der Winter kommt und bald wird hier überall Schnee liegen, die Kinder werden die Kälte nicht überleben», sagte auch ein Anwohner des Dorfes Usiak, das wie Darosch in der besonders schwer von dem Erdbeben getroffenen Provinz Khyber Pakhtunkwa liegt.
Viele der vom Beben betroffenen Gebiete liegen in den Bergen und sind schwer zugänglich. Durch Erdrutsche und zerstörte Strassen wurden einige Dörfer komplett von der Aussenwelt abgeschnitten. Die pakistanische Armee setzte Militärhelikopter ein, um die notleidenden Menschen aus der Luft zu versorgen, doch reichten die Kapazitäten bei weitem nicht.