17 Mitarbeiter der Gepäckabfertigung am Pariser Flughafen Charles de Gaulle haben über Jahre hinweg Wertsachen aus den Taschen und Koffern von tausenden Passagieren gestohlen. Nun stehen sie vor Gericht.
Die zwischen 25 und 46 Jahre alten Angestellten der Abfertigungsfirma EHR gaben vor Prozessbeginn am Mittwoch mehrheitlich zu, zwischen 2008 und 2011 Gepäck mit Karabinerhaken geöffnet und Wertsachen entnommen zu haben. Kunden der Fluggesellschaft Air France soll dadurch ein Schaden von umgerechnet mindestens 190’000 Franken entstanden sein.
Zu den erbeuteten Gegenständen zählten nach Angaben der Ermittler unter anderem Bargeld, Laptops, Parfums, Luxusuhren und Markenkleidung. Einige der Beschuldigten gaben zu, schon seit 2003 Passagiere bestohlen zu haben.
Der Vorsitzende Richter zeigte sich besonders erstaunt über die «Verschwiegenheit», die unter den EHR-Mitarbeitern geherrscht habe und dass die Firma trotz entsprechender «Gerüchte» keine vorbeugenden Massnahmen ergriffen habe. «Man fragt sich, ob Diebstahl nicht schon Teil des Arbeitsvertrags war», sagte der Richter.
Gut laufendes System mit eigenen Anführern
Die Beschuldigten sprachen von einem «gut laufenden System», das seit langem bekannt gewesen und mit eigenen «Anführern» straff organisiert gewesen sei. Dienstältere Mitarbeiter hätten darauf geachtet, dass die Praxis weitergehe. Manche Mitarbeiter hätten mitunter sogar «vorgespielt», dass sie das Gepäck filzen, um sich nicht das Misstrauen ihrer Vorgesetzten zuzuziehen, sagte die Anwältin eines der Beschuldigten.
Die Abfertigungsfirma EHR und Air France treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Er soll bis Freitag gehen.