Tausende Menschen haben sich am Sonntag am dritten „Menschenstrom gegen Atom“ beteiligt. Vor dem AKW im bernischen Mühleberg forderten sie die sofortige Stilllegung der zwei ältesten Schweizer AKWs in Mühleberg und Beznau.
Die Organisatoren gingen von 8000 Demonstrierenden aus, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte. Die Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle.
Dass das Bundesverwaltungsgericht dem AKW Mühleberg letzte Woche die unbefristete Betriebsbewilligung entzog, sei zwar erfreulich, räumten mehrere Redner ein. Doch dem Betreiber, dem bernischen Energiekonzern BKW, bleibe immer noch eine Hintertür offen, um das Werk über Juni 2013 hinaus zu betreiben.
„Wachsam bleiben“
„Wir müssen deshalb wachsam bleiben und weiterhin Druck machen“, sagte Christa Ammann vom „Menschenstrom gegen Atom“ in ihrer Ansprache. Alle verfügbaren Mittel müssten jetzt in den Atomausstieg und in den Umstieg auf erneuerbare Energien investiert werden.
181 Organisationen aus allen Landesteilen hatten zum Marsch nach Mühleberg aufgerufen. Mehrere tausend AKW-Gegner hatten sich bereits am Morgen zu Fuss von Gümmenen aus auf den Weg zum AKW gemacht. Zahlreiche Demonstranten reisten zudem mit dem Velo oder per Shuttle-Bus an.
Alte AKWs
Jürg Joss vom Fokus Anti Atom betonte, Mühleberg und Beznau gehörten zu den 20 ältesten der weltweit 436 Atomkraftwerke. In Deutschland müsste nach der dort geltenden 1981er-Guillotine selbst das AKW in Gösgen vom Netz.
Die sofortige Stilllegung und der Rückbau der altersschwachen Reaktoren seien das Gebot der Stunde, betonte Joss – wenngleich noch immer völlig unklar sei, wie das Atom-Abfallproblem gelöst werden solle.
Auch Vertreter der BKW beobachteten die Demonstration. Konzernsprecher Antonio Sommavilla betonte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, Mühleberg sei aus Sicht der BKW nach wie vor sicher. „Gäbe es Zweifel daran, würde die BKW selbst sofort handeln.“ Das sei ja auch gesetzlich klar geregelt.
„Katastrophe in Japan geht weiter“
Zum Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima legten die Demonstrierenden in Mühleberg eine Schweigeminute für die Opfer in Japan ein. Der japanische Aktivist Atsushi Nojima berichtete, das Desaster in Fukushima sei noch immer im Gang. So gebe es immer mehr kontaminiertes Wasser, das ins Meer fliesse.
Die Bewohner der Gegend seien vor ein schier unlösbares Dilemma gestellt, sagte Nojima. Entweder müssten sie Familie und Heimat verlassen, oder sie riskierten gravierende Gesundheitsprobleme.