In Kolumbien haben in mehr als 20 Städten tausende Menschen gegen Staatschef Juan Manuel Santos und die Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla demonstriert. Die grössten Kundgebungen fanden am Samstag in der Hauptstadt Bogotá und in Medellín statt.
In einigen Städten liessen sich die Regierungsgegner auch von starkem Regen nicht von ihren Protestmärschen abbringen. «Verräter, tritt jetzt zurück» und «Keine Straffreiheit mehr» stand auf Transparenten der Demonstranten zu lesen.
Zu den Kundgebungen hatte die Partei Demokratisches Zentrum von Santos‘ Amtsvorgänger Alvaro Uribe aufgerufen, der sich seit langem gegen die Friedensverhandlungen mit den FARC-Rebellen stellt. Sie hatten vor mehr als drei Jahren begonnen, ein erfolgreicher Abschluss ist mittlerweile in Reichweite.
Die landesweiten Proteste zeigten die allgemeine Unzufriedenheit mit Präsident Santos, sagte der ehemalige kolumbianische Vize-Präsident Francisco Santos der Nachrichtenagentur AFP. «Wir wollen keine Straffreiheit im Friedensprozess. Wir sind die vielen Lügen und die schlechte wirtschaftliche Führung, die Steuern und Inflation satt.»
Neue Friedensverhandlungen mit ELN
Die FARC und die kolumbianische Regierung verhandeln in Kubas Hauptstadt Havanna über ein weitreichendes Friedensabkommen, das den Rebellen die Teilhabe am politischen Leben ermöglichen soll. In einigen Verhandlungskapiteln wurden bereits Einigungen erzielt. Das ursprünglich für März anvisierte Ziel eines Friedensabkommens wurde aber kürzlich auf Ende des Jahres verschoben.
Am Mittwoch war mitgeteilt worden, dass Kolumbiens Regierung nun auch mit der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), der zweitgrössten Guerillagruppe des Landes, Friedensverhandlungen aufnimmt. Als Reaktion liess die ELN einen entführten Polizisten frei. Der Mann sei im Department Bolívar im Norden des Landes auf freien Fuss gesetzt worden, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz am Samstag mit. Der Polizist war am 20. März von den Rebellen verschleppt worden
Die FARC-Rebellen hatten den bewaffneten Kampf gegen Grossgrundbesitzer und die Regierung im Jahr 1964 aufgenommen. In dem mehr als ein halbes Jahrhundert dauernden Konflikt, an dem sich auch andere linke Rebellengruppen, ultrarechte Paramilitärs und Drogenhändler beteiligten, wurden nach amtlichen Angaben mehr als 260’000 Menschen getötet, 45’000 weitere werden vermisst. 6,6 Millionen Menschen flohen vor der Gewalt.