Tausende demonstrierten auf dem Bundesplatz «für eine offene und solidarische Schweiz»

Gut 10’000 Menschen haben am Samstag in Bern für eine offene und solidarische Schweiz demonstriert. Drei Wochen nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative warnten mehrere Rednerinnen und Redner eindringlich vor den Folgen einer Abschottung des Landes.

Die Grossdemonstration «für eine offene und solidarische Schweiz» füllte den Bundesplatz in Bern. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

Gut 10’000 Menschen haben am Samstag in Bern für eine offene und solidarische Schweiz demonstriert. Drei Wochen nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative warnten mehrere Rednerinnen und Redner eindringlich vor den Folgen einer Abschottung des Landes.

Zur Kundgebung auf dem Bundesplatz aufgerufen hatte ein Bündnis von fast 60 Parteien, Gewerkschaften und Organisationen, darunter mehrere Ausländervereinigungen. Die Veranstalter schätzten die Zahl der Demonstrierenden auf 12’000.

Fahnen, bunte Ballone und viele Transparente prägten das Bild auf dem Bundesplatz. «Die Schweiz ohne Ausländer ist wie Schweizer Schokolade ohne Kakao» war etwa zu lesen, «Grenzen sind konstruiert und alle sind Menschen» hiess es auf einem anderen Spruchband.

Die Folgen der SVP-Initiative bekämen sowohl Schweizer als auch Ausländer zu spüren, mahnten mehrere Redner. So drohe den 1,8 Millionen Menschen ohne Schweizer Pass eine massive Verschlechterung ihrer Rechte. Diese Menschen hätten wesentlich zum Wohlstand und zur Lebensqualität in der Schweiz beigetragen.

«Wir lösen Probleme»

Die polnische Alterspflegerin Bozena Domanska berichtete, zusammen mit Tausenden anderen Immigrantinnen kümmere sie sich um Menschen, die sonst niemanden hätten. «Die SVP behauptet, es gebe Probleme, weil wir in der Schweiz sind, aber ich sage: Wir lösen Probleme, indem wir in der Schweiz sind.»

Domanska rief Einheimische und Ausländer auf, gemeinsam gegen schlechte Arbeitsbedingungen und Lohndumping zu kämpfen. Im Aufruf der Organisatoren heisst es zudem, die Wiedereinführung des unwürdigen Saisonnierstatuts sei mit allen Mitteln zu verhindern.

Weitere Redner warnten davor, die Jungen die Konsequenzen der Initiative ausbaden zu lassen. Lernende, Studierende und Schüler müssten weiterhin mobil sein können. Die akademische Gemeinschaft in der Schweiz solle Teil der europäischen Bildungs- und Forschungslandschaft bleiben.

Ecopop «noch radikaler»

Deutlich waren die Aufrufe – auch von Kulturschaffenden – gegen die «noch radikalere» Ecopop-Initiative. Das Begehren verlangt eine strikte Beschränkung der Zuwanderung. Der Abstimmungstermin steht noch nicht fest. «Spätestens an jenem Sonntag müssen wir mehr als 50 Prozent der Stimmen auf unserer Seite haben», rief eine Rednerin.

Die Ecopop-Initianten warfen ihren Gegnern umgehend «polemische Fehlinformationen» vor. Die in der Schweiz lebenden Ausländer seien von der Initiative «selbstverständlich in keinster Weise betroffen», betonten sie in einem Communiqué. Es gehe lediglich darum, die künftige Zuwanderung wieder auf ein nachhaltiges Mass zu reduzieren.

Umzug gegen Rassismus

Im Vorfeld der nationalen Kundgebung vor dem Bundeshaus hatten etwa 300 Menschen gegen Rassismus demonstriert. Angeführt wurde der Demonstrationszug durch die Innenstadt von einigen Vermummten. Die Kundgebung war auf Facebook angekündigt worden.

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» Weitere Fotos von der Demo gibt es bei Twitter.

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