Zum 25. Jahrestag des Studentenaufstands in Burma hat Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ihre Landsleute aufgerufen, den Kampf für die Demokratie fortzusetzen. «Der Geist von 1988 muss aufrechterhalten werden», sagte sie bei einer Gedenkveranstaltung in der Hafenstadt Rangun.
Burma sei bis heute kein Rechtsstaat und habe keinen Frieden und Stabilität, sagte die 68-Jährige am Donnerstag. Das südostasiatische Land war von 1962 bis 2011 eine Militärdiktatur. Am 8. August 1988 beendete das Militär in Rangun einen von Studenten angeführten Protest gegen das damalige Regime brutal.
In der Folge gingen im ganzen Land Hunderttausende Menschen auf die Strasse und forderten eine Hinwendung des Landes zur Demokratie. Das Militär schlug die Bewegung jedoch im September blutig nieder, mehr als 3000 Menschen wurden getötet.
Suu Kyi war damals zur Ikone des Widerstands geworden. Sie verbrachte bis 2010 mehr als 14 Jahre unter Hausarrest.
Marsch durch Rangun
Bereits am frühen Donnerstagmorgen legten Aktivisten Kränze an der Sule-Pagode in Rangun ab, wo das Militär besonders hart zurückgeschlagen hatte. Hunderte verfolgten einen Marsch von rund 50 Aktivisten durch das Zentrum der früheren Hauptstadt.
Der Erinnerungszug war offiziell nicht genehmigt, doch die Teilnehmer widersetzten sich der Aufforderung des örtlichen Polizeichefs, die Veranstaltung abzubrechen. Sicherheitskräfte liessen die Aktivisten gewähren, fotografierten sie aber.
Organisatoren des damaligen Aufstands, die als Staatsfeinde jahrelang im Gefängnis sassen, zeigten unter anderem eine Fotoausstellung. Gedenkveranstaltung und Ausstellung wären vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen.
Als Geste der Versöhnung waren auch Vertreter der Regierung geladen. Ein Studentenverband boykottierte die Feier daher.
Reformeifer in Burma
Die Militärjunta liess zwar 2010 Wahlen zu, doch sitzen in der Regierung noch immer zahlreiche ehemalige Militärs. Präsident Thein Sein war Regierungschef der Junta. Er überraschte die Welt mit seinem Reformeifer. Er söhnte sich mit Minderheiten aus, liess politische Gefangene frei und holte Investoren ins Land.
Die USA und die EU honorierten die Reformanstrengungen und hoben einen Grossteil der gegen Burma verhängten Sanktionen auf. Dennoch: Die Verfassung ist undemokratisch, weil sie dem Militär Macht sichert und Suu Kyi die Kandidatur für das höchste Amt im Staat verwehrt.