Tausende Menschen haben 136 neu identifizierten Opfern des Völkermordes von Srebrenica die letzten Ehre erwiesen. Sie nahmen am Donnerstag in Sarajevo mit Gebeten und Blumen Abschied von den vor 20 Jahren von serbischen Verbänden Ermordeten.
Die Särge der Opfer waren mit Lastwagen vor das Staatspräsidium im Zentrum der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina gebracht worden. Sie sollen am Samstag, dem 20. Jahrestag des Genozids in dem ostbosnischen Ort, in der Gedenkstätte Potocari beigesetzt werden. 6241 der über 8000 Ermordeten haben dort bereits ihre letzten Ruhestätte gefunden.
US-Repräsentantenhaus: Massaker war Genozid
In den USA hatte das US-Repräsentantenhaus aus Anlass des Jahrestags eine Resolution verabschiedet, welche die Bluttat am Ende des Bosnien-Krieges als «Völkermord» bezeichnet. Im Resolutionstext kommt der Begriff «Genozid» insgesamt 14 Mal vor.
Die Abgeordneten kritisieren im Text ausserdem die «Leugnung oder ein Anzweifeln, dass das Massaker in Srebrenica ein Genozid» war. Bereits zum zehnten Jahrestag des Massakers hatte die Kongresskammer eine ähnliche Erklärung verabschiedet.
1995 waren kurz vor dem Ende des Bosnien-Kriegs bosnisch-serbische Milizen in die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatten an den leichtbewaffneten niederländischen UNO-Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 Muslime – vorwiegend Männer und Jungen – verschleppt und getötet.
Das Massaker in der bosnischen Stadt gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und wurde vom UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag als Völkermord eingestuft. Führende Serben lehnen diese Einschätzung jedoch ab.
UNO-Resolution blockiert
Am Mittwoch hatte Russland, ein traditioneller Unterstützer Serbiens, im UNO-Sicherheitsrat eine Resolution blockiert, die ebenfalls den Begriff «Völkermord» enthielt. Russland argumentierte, der von Grossbritannien eingebrachte Entwurf mache allein die bosnischen Serben für Kriegsverbrechen verantwortlich und erschwere die Versöhnung auf dem Balkan.