Tausende Iraker sind auf der Flucht vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor Bagdad spielten sich am Samstag chaotische Szenen ab, weil die Behörden den Flüchtlingen den Zugang zur Hauptstadt verwehrten.
Tausende Menschen aus der westlich von Bagdad gelegenen Stadt Ramadi campierten am Hauptstadtrand unter freiem Himmel und ohne Zugang zu Trinkwasser und Lebensmitteln, wie irakische Menschenrechtsaktivisten berichteten.
Die Behörden begründen die Aussperrung der Flüchtlinge mit Sicherheitserwägungen. Damit solle verhindert werden, dass IS-Terroristen, die sich unter die Menge gemischt haben könnten, nach Bagdad einsickern, hiess es.
Umzingelt von IS-Kämpfern
Sunnitische Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) waren vor zwei Tagen in Ramadi 100 Kilometer westlich von Bagdad eingedrungen. Das Stadtzentrum und die Regierungsgebäude wurden zuletzt noch von Regierungstruppen gehalten. Die meisten Dörfer rund um die Hauptstadt der Provinz Anbar werden vom IS kontrolliert.
Im Irak kämpfen Truppen und Milizen der schiitischen Regierung in Bagdad und kurdische Guerillas gegen den IS, der sich aus der sunnitischen Bevölkerung rekrutiert. Die Provinz Anbar reicht nah an Bagdad heran und erstreckt sich entlang des Euphrat-Tals bis an die Grenzen Syriens und Jordaniens. 90 Prozent ihrer Bewohner sind Sunniten.
Hilfe von Bundespolizisten
Der staatliche Fernsehkanal Al-Irakija sendete Video-Clips mit Kampfliedern. Eine seit Tagen erwartete Offensive gegen den IS in Anbar wurde allerdings nicht angekündigt.
Ein Sprecher des Innenministeriums gab lediglich bekannt, dass eine Brigade der irakischen Bundespolizei nach Ramadi in Marsch gesetzt worden sei, um die Verteidiger der Stadt zu entlasten.