Tausende Lesben und Schwule in Istanbul bei «Marsch des Stolzes»

Zehntausende Lesben und Schwule haben in Istanbul für mehr gesellschaftliche Akzeptanz protestiert. Die Demonstranten verwandelten das Zentrum der grössten türkischen Metropole in ein Regenbogen-Farbenmeer.

Teilnehmerin an der Parade in Instanbul (Bild: sda)

Zehntausende Lesben und Schwule haben in Istanbul für mehr gesellschaftliche Akzeptanz protestiert. Die Demonstranten verwandelten das Zentrum der grössten türkischen Metropole in ein Regenbogen-Farbenmeer.

Auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi in der Nähe des Taksim-Platzes herrschte bei dem «Marsch des Stolzes» am Sonntagabend Volksfeststimmung. Demonstranten schwenkten Regenbogenflaggen und trugen Schilder mit Aufschriften wie «Liebe kennt kein Geschlecht», «Eine andere Familie ist möglich» oder «Stoppt Homophobie».

Die Demonstration verlief friedlich. Regierungsfeindliche Parolen wie im vergangenen Jahr – als der «Marsch des Stolzes» mit den Gezi-Protesten zusammenfiel – waren nur vereinzelt zu hören.

Die Polizei war mit Wasserwerfern präsent, hielt sich aber zurück. Demonstranten behängten einen Wasserwerfer mit einer der vielen Regenbogenflaggen, auf die Seite des Fahrzeugs malten sie Herzen. Vor dem Wasserwerfer schossen Demonstranten «Selfies» mit ihren Telefonen. Der Istanbuler «Marsch des Stolzes» findet jährlich statt und ist der grösste seiner Art in der muslimischen Welt.

Homosexualität erlaubt aber geächtet

Die offiziell säkulare Türkei gehört zu den wenigen Ländern in der Region, in denen Homosexualität nicht verboten ist. Teile der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft sind aber sehr konservativ und ächten Homosexualität. Islamisten kritisierten auf Twitter, dass die islamisch-konservative Regierung den Marsch zu Beginn des für Muslime heiligen Fastenmonats Ramadan nicht verhindert hat.

Ein schwuler Teilnehmer der Demonstration namens Mehmet sagte, er beteiligte sich, «weil wir zeigen müssen, dass es uns gibt». Ein Homosexueller im Staatsdienst, der sich dem Marsch nicht anschloss, sagte zur Begründung: «Natürlich ist Stolz sehr wichtig, aber ich kann nicht dahin gehen. Wenn ich dort gesehen werde, wenn vielleicht jemand mich auf einem Foto sieht, könnte ich meinen Job verlieren.»

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