Tausendfüssler haben zwar viele Füsse, es sind aber nicht annähernd tausend. Manche Arten haben nur 26 Beine, eine immerhin 750. Die Tiere leben verborgen unter Laub oder im Boden und spielen eine wichtige Rolle bei der Humusbildung.
Trotz ihres zurückgezogenen Lebens schaffen es Tausendfüssler gelegentlich in die Schlagzeilen: Hin und wieder rotten sich die Tiere zu unerklärlichen Massenwanderungen zusammen und befallen Häuser und Gärten, wie das Bundesamt für Umwelt (BAFU) am Montag in einem Faktenblatt mitteilte. Dort werden sie mit Feuer und Gift bekämpft.
Angesichts ihrer Leistungen für funktionsfähige Böden und damit auch für den Menschen sei dies nicht sinnvoll, erklärte der Biologe René Hess in dem Faktenblatt. Für ihre wichtige Funktion wurden sie nun anlässlich des Jahr des Bodens zum Bodenorganismus des Monats Oktober gekürt.
Die Tiere ernähren sich vor allem von feuchtem Laub. Sie verarbeiten schätzungsweise ein Viertel der jährlich anfallenden Blätter – besonders gern mögen sie Ahorn-, Haselnuss- und Erlenblätter. In tropischen Wäldern sind Tausendfüsser sogar die Hauptzersetzer der Laubschicht. Dort gibt es Arten von bis zu 30 Zentimetern Länge. Vor Jahrmillionen lebten aber sogar zwei Meter lange Exemplare.
Friedliche Gesellen
Tausendfüsser skelettieren die Blätter regelrecht und verdauen sie mit Hilfe von Mikroorganismen im Darm. Ihr Kot verbessert die Bodenstruktur und enthält wichtige Nährstoffe für viele andere Tiere und die Bäume. Dies macht sie auch in Gärten und Komposthaufen zu wertvollen Helfern.
In der Schweiz wurden bisher 137 Arten von Tausendfüssern nachgewiesen, weltweit sind es rund 10’000 Arten auf allen Kontinenten. Meist besiedeln sie feuchte Lebensräume. Die Vegetarier seien im Gegensatz zu ihren entfernten Verwandten, den räuberisch lebenden Hundertfüssern (von denen auch nur die wenigsten 100 Beine haben), friedliche Gesellen, betont René Hess.
Bei Gefahr rollen sie sich zusammen oder bespritzen ihre Feinde mit einem übelriechenden Sekret. Sie beissen und stechen nicht und beschädigen auch keine Häuser oder Möbel. Hess plädiert deshalb dafür, ihnen mit Respekt und Bewunderung statt Ekel und Abscheu zu begegnen.