Der frühere liberianische Staatschef Charles Taylor hat dem internationalen Sondertribunal für die Verfolgung der Kriegsverbrechen in Sierra Leone die Manipulation von Zeugen vorgeworfen. Das Verfahren stellte er als eine von den USA angeführte politische Intrige des Westens dar.
Vom Gericht in Leidschendam bei Den Haag war er Ende April wegen Kriegsverbrechen schuldig gesprochen worden. Das Strafmass soll am 30. Mai verkündet werden, die Anklagevertretung hat 80 Jahre Haft beantragt.
Zeugen seien von der Anklage „gekauft, gezwungen und in zahlreichen Fällen mit Drohungen“ zur Aussage gezwungen worden, sagte der 64-Jährige am Mittwoch. Der internationalen Justiz warf er in seiner letzten Stellungnahme vor der Festlegung des Strafmasses vor, Konflikte in Afrika aus einer rein westlichen Perspektive zu beurteilen und zudem mit zweierlei Mass zu messen.
Taylor wurde von dem internationalen Tribunal für schuldig befunden, als Präsident Liberias (1997-2003) während des Bürgerkriegs im benachbarten Sierra Leone die Rebellen der Revolutionären Vereinten Front unterstützt zu haben, um sich zu bereichern.
Taylor habe „eine wesentliche Rolle“ bei den von den Rebellen begangenen Verbrechen gespielt, heisst es im Urteil. Während des elfjährigen Bürgerkriegs in Sierra Leone wurden in den Jahren 1991 bis 2002 etwa 120’000 Menschen getötet.
Taylor musste im Jahr 2003 nach einer Rebellion aus Liberia fliehen und wurde im Jahr 2006 im nigerianischen Exil festgenommen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Prozess in die Niederlande verlegt. Zu den elf Anklagepunkten, in denen Taylor schuldig gesprochen wurde, zählen Mord, Vergewaltigung und Plünderung.