Wegen eines tödlichen Anschlags in der Pariser Innenstadt vor 40 Jahren wird dem Terroristen Carlos in Frankreich ein neuer Prozess gemacht. Eine Anti-Terror-Richterin ordnete an, den 64-jährigen Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos vor ein Sondergericht in Paris zu stellen, wie am Dienstag aus informierten Kreisen verlautete.
Der Venezolaner soll für einen Granaten-Anschlag auf ein elegantes Geschäft auf dem Boulevard Saint-Germain zur Rechenschaft gezogen werden, bei dem am 15. September 1974 zwei Menschen getötet und 34 weitere verletzt wurden.
Carlos sitzt bereits seit 20 Jahren in Frankreich im Gefängnis, nachdem ihn französische Beamte 1994 im Sudan aufgespürt und festgenommen hatten.
Er verbüsst zwei lebenslange Haftstrafen: Die eine wegen der Ermordung von drei Männern – unter ihnen zwei Polizisten – in Paris im Jahr 1975, die zweite wegen vier Sprengstoffanschlägen in Frankreich in den Jahren 1982 und 1983 mit insgesamt elf Toten und knapp 150 Verletzten.
Wegen des Anschlags auf das Geschäft auf dem Boulevard Saint-Germain, den «Drugstore Publicis», wurden mehrfach Verfahren eingeleitet und wieder eingestellt. Anti-Terror-Richterin Jeanne Duyé entschied nun, dass Carlos wegen vorsätzlicher Tötung vor Gericht gestellt werden soll. Den Anschlag stufte sie als Terrorakt ein. Carlos war in den 1970er und 1980er Jahren einer der meistgesuchten Terroristen der Welt.