Schüler und Lehrer im Tessin haben als Folge eines Regierungsentscheids am heutigen Mittwoch eigentlich daheim bleiben dürfen. Doch stattdessen nutzten sie den Tag, um gegen Einsparungen im Bildungsbereich zu demonstrieren.
Die Tessiner Kantonsregierung hatte im September 2015 entschieden, dass der 23. März ein Ferientag an den kommunalen und kantonalen Schulen sein wird. Der freie Tag war als Ausgleichsmassnahme für Einschnitte gedacht. Konkret werden die Löhne der Lehrkräfte künftig weniger stark steigen als zuvor.
Die Kostenbremse gelte auch für andere Kantonsangestellte, sagte der Sprecher des Tessiner Bildungsdepartements, Daniele Fontana, am Mittwoch auf Anfrage. Für die Angestellten der altersmässig höchsten Lohnklasse wurden für das Jahr 2016 Kürzungen von 0,5 Prozent beschlossen.
Bereits im Dezember 2015 hatte das Tessiner Bildungsdepartement das Lehrpersonal darüber informiert, dass alle Schüler für den ausgewählten Tag von der Schulpflicht entbunden seien und auch alle schulischen Einrichtungen wie Mensen, Bibliotheken oder psychosoziale Dienste geschlossen bleiben. In rund 60 Tessiner Schulen sei am Mittwoch aber ein «alternativer Unterricht» organisiert worden, sagte Fontana.
Bildungsausgaben unterdurchschnittlich
Viele Lehrer rund um die «Bewegung der Schule» (Movimento della scuola) entschieden sich, an ihren Arbeitsplatz zu kommen, um gegen die Sparmassnahmen im Bildungssektor zu demonstrieren. Für sie geht es auch darum, dass der Bildungsbereich nicht finanziell ausblutet und sich die Ausstattung an den Schulen nicht verschlechtert, wie einzelne Vertreter bei einem Rundtischgespräch in Bellinzona deutlich machten.
Die Pro-Kopf-Ausgaben für Bildung lägen im Tessin unter dem Schweizer Durchschnitt, sagte der Vorsteher des Tessiner Bildungsdepartements Manuele Bertoli (SP) auf Anfrage. Dies sei zwar auch auf das allgemein niedrigere Lohnniveau im Tessin zurückzuführen, allerdings fehle auch der politische Wille, Gegensteuer zu geben, sagte Bertoli im Hinblick auf die bürgerlich dominierte Regierung.
Im Dezember 2015 hatte der Luzerner Kantonsrat sogar einwöchige «Zwangsferien» an Gymnasien und Berufsschulen beschlossen, um das Budget zu entlasten.