«Batman v Superman»: Der grosse Eiertätsch

Es ist wie mit Ostern: An diesem Eiertätsch führt kein Weg vorbei. Zwei Superhelden schlagen sich grün und blau, und der wirkliche Verlierer liegt zweieinhalb Stunden flach.

Batman gegen Superman: Wer hält mehr aus?

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Es ist wie mit Ostern: An diesem Eiertätsch führt kein Weg vorbei. Zwei Superhelden schlagen sich grün und blau, und der wirkliche Verlierer liegt zweieinhalb Stunden flach.

Das Ei kann noch so hartgekocht sein, gegen ein Strumpfei aus Marmor hat es beim Tütschen keine Chance. Oder würden Sie Ihren Cash beim Clash der Titanen – Batman (Irdischer) gegen Superman (Überirdischer) – wirklich auf das Fledermausohr setzen?

Schauen wir uns deshalb an, was für die beiden Widersacher spricht – und für einen Film, mit dem Hollywood zwei potente Blockbuster fusioniert. Was sind die Stärken, was sind die Schwächen? Wem dieser Vergleich zu lang dauert, darf hier vorspulen. Und wer sich den Film spoilern lassen will, hier.

Die Stärken

Superman (Henry Cavill) hat bekanntlich alles. Er ist der perfekte Schwiegermuttertraum, ein seitengescheitelter Langweiler mit Hornbrille und dem Muskeltonus eines schwulen Pinups. Der Ausserirdische hat Superpuste, Superblick, Superkräfte und einen superelastischen Strampelanzug, in dem er die Welt rettet.

Dass er dabei stets weiss, wie er seine Stärken einsetzen muss, verdankt Superman seinem super Gespür für Gerechtigkeit. Und als wäre das nicht schon genug, hat Superman auch noch die Vierte Gewalt auf seiner Seite: Er arbeitet inkognito bei einer Zeitung, die seine Heldentaten aufs Titelblatt setzt.   




«Immer mit der Ruhe, wir teilen den Schoggihasen.»

Batman (Ben Affleck) ist zwar ein begnadeter Tüftler, der dank unbegrenzter finanzieller Mittel einen eigenen Waffenpark unterhält und mit seiner physischen Kondition einen prima Türsteher abgeben würde. Aber gegen die Durchschlagskraft und moralische Integrität von Superman hat der Rächer in der juristischen Grauzone keinen Stich. Von der Polizei wird der Selbstjustizler höchstens als Mann fürs Grobe geduldet.

Affleck ist ein Schrank von einem Mann mit (unrühmlicher) Superhelden-Vergangenheit, aber zumindest in Sachen Verbissenheit kann er es hier locker mit seinem demissionierten Vorgänger Christian Bale aufnehmen.  

Die Schwächen

Batman, geborener Bruce Wayne, irrt, weil er ein Mensch ist. Deshalb sieht er in Superman eine Bedrohung, einen Tyrannen, der die Weltherrschaft an sich zu reissen droht. «Batman v Superman: Dawn of Justice» ist nichts anderes als ein grosses Missverständnis, das mühselig geklärt werden muss.

Für den Vollwaisen Batman steht ausser der eigenen Rechthaberei kaum etwas auf dem Spiel – sieht man einmal vom Leben seines treuen Dieners Alfred ab, den Jeremy Irons blass bis blasiert spielt. Zwar liegt auch einmal eine Gespielin in Bruce Waynes Bett, aber ihr Gesicht bleibt verborgen: Batman hat ausser seinem Erbe nicht viel zu verlieren.

 

Dagegen steigt Superman als biederer Clark Kent vollangezogen zu seinem Gspusi Lois Lane (Amy Adams) in die Badewanne, dass das Wasser nur so platscht. Das betont die weiche Seite des Stählernen, genauso wie seine innige Beziehung zur Pflegemutter, die den Waisen vom Planeten Krypton auf einer Farm in Kansas aufzog.

Vor allem aber: Während Batman schon von einer kommunen Vogelgrippe gebodigt werden kann, schwächelt Superman höchstens bei einem Element, das im irdischen Periodensystem fehlt – Kryptonit.      

Die Schurken

Eben dieses radioaktive Mineral hat sich Lex Luthor beschafft, ein grössenwahnsinniger Finsterling, der wie Bruce Wayne ein vermögender Erbe ist.

Supermans Erzfeind braucht keine ausgefallenen Kostüme, um seine Identität zu verschleiern, er versteckt sich hinter dem Image eines philanthropischen Grossindustriellen. Das Gegenteil ist allerdings der Fall, spielt Luthor die beiden Superhelden doch perfide gegeneinander aus, um als lachender Dritter die Menschheit zu plagen – mittels eines monströsen CGI-Geschwürs, das in den letzten 60 der 150 Minuten Amok läuft und Superman mit dessen eigenem Denkmal verprügelt.

Lex Luthor hätte man sich als eiskalt agierendes Mastermind erhofft. Jesse Eisenberg aber, der sich eigentlich mit Soziopathen auskennt, spielt den sich ständig verhaspelnden Nerd wie auf Ritalinentzug: Der Gegner von Batman und Supermann ist ein Hampelmann.

Die Filmemacher

Und darin zeigt sich die wahre Stärke oder eben Schwäche des Superheldengenres, das mit der Qualität der Filmemacher steht und fällt.

Bei einem Regisseur wie Christopher Nolan, der den Anspruch eines intellektuellen Action-Autorenfilmers pflegt, musste man auf eine genialisch schillernde Borderline-Figur wie den Joker gefasst sein, der den Zeitgeist so weit zur Kenntlichkeit entstellte, dass er vor sich selbst erschrak: Faschismus, Nihilismus, Terrorismus – lauter offene Wunden. Und dazu das berauschende Gefühl, wenigstens ein paar drängende Fragen der eigenen Gegenwart verstanden zu haben.

Zack Snyder dagegen mag Ausrufezeichen! Grosse! Gefettete! Er ist ein Comicverfilmer, der überzeichnet, wenn er sich nicht gerade sklavisch an eine Vorlage hält. Im Fall von Frank Millers persischer Schlachtplatte «300» war das Ergebnis schauderhaft, bei den «Watchmen» konnte er sich immerhin den subversiven Charme von Alan Moores Original zunutze machen.    

Der Verlierer

Und so steht der eigentliche Verlierer in «Batman v Superman: Dawn of Justice» fest: Es ist der Film selbst. Wo Batman und Superman UND Wonderwoman (von ihr ist hier keine Rede) gleichzeitig hinhauen, wächst kein Ostergras mehr.

In diesem Film geht es zu wie auf einem Rangierbahnhof, wo die Geleise für neue Franchisen gestellt werden, statt das Publikum zügig abzuholen. Das macht viel Lärm und beeindruckt stellenweise durch die schiere Masse an bewegten Filmpixeln, aber kaum durch Klasse.

 

Der Spoiler (spoilerfrei)

Aber wer geht denn jetzt zu Boden?

Das verraten wir natürlich nicht, nur so viel: Einer der zwei Halbgötter muss sogar unter den Boden, der Film endet mit einem Begräbnis. Und da bedient sich «Batman v Superman: Dawn of Justice» beim grössten Spoiler überhaupt, den das Christentum zu bieten hat: die Auferstehung. In diesem Sinn:

Frohe Ostern!

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«Batman v Superman: Dawn of Justice» läuft in den Schweizer Kinos.

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