Wegen Unregelmässigkeiten bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge hat der Tessiner Staatsrat den Leiter der kantonalen Abteilung Logistik vorübergehend freigestellt. Ein weiterer Mitarbeiter sei für einen Monat suspendiert worden, teilte die Finanzdirektorin Laura Sadis am Mittwoch mit.
Eine interne Untersuchung habe ergeben, dass in den vergangenen Jahren die Vergabe öffentlicher Bauaufträge nicht immer gesetzeskonform ablief. Offensichtlich war es Praxis, Auftragssummen zu splitten, um gewisse Höchstsätze nicht zu überschreiten.
Auf diese Weise seien systematisch zusätzliche Kontrollen bei der Auftragsvergabe umgangen worden, erläuterte die Finanzchefin gegenüber Medienvertretern.
Auslöser für die interne Untersuchung war eine Verfahrenseröffnung der Tessiner Staatsanwaltschaft im Jahr 2010. Die Ermittlungen, die noch im Gange sind, richteten sich gegen den Inhaber einer Tessiner Baufirma, der verschwand, nachdem ihm der Kanton Bauaufträge im Wert mehrere Millionen übertragen hatte.
Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Unterschlagung und Betrug ermittelt. Mehrere Subunternehmer, die von dem Firmeninhaber mit der Ausführung der Arbeiten beauftragt worden waren, beklagten offene Rechnungen im Wert von zirka 600’000 Franken.
Mitarbeiter der Abteilung Logistik standen daraufhin unter Verdacht, bestimmte Firmen bei der Auftragsvergabe unrechtmässig zu bevorzugen. Dieser Punkt liess sich gemäss Sadis nach der internen Untersuchung jedoch nicht bestätigen. Dennoch seien unakzeptable Unregelmässigkeiten ans Licht gekommen.