Der Tessiner Wirtschaftsanwalt Andrea Broggini wird neuer Präsident der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Der 55-Jährige ist Nachfolger des 69-jährigen Claude Hauser, der im kommenden Sommer altershalber zurücktritt.
Die 111 Delegierten der zehn regionalen Migros-Genossenschaften wählten die Verwaltung des Genossenschafts-Bundes am Samstag in Rust (D). Zum neuen Präsidenten erkoren sie Andrea Broggini. Der einzige offizielle Kandidat setzte sich in vier Wahlgängen gegen drei Mitbewerberinnen und einen Mitbewerber durch.
Vier Mitbewerber
Für das Präsidium interessiert hatten sich auch Paola Ghillani, ehemalige Max-Havelaar-Chefin, die Zürcher Personalvermittlerin Doris Aebi, die Waadtländerin Gisèle Girgis – sie ist Mitglied der MGB-Generaldirektion – und Max Meyer, Präsident der Migros Genossenschaft Aare, wie Migros-Sprecherin Monica Glisenti sagte.
Zu den Stimmenzahlen gab Glisenti keine Auskunft. Ein Findungsausschuss habe alle fünf Kandidaturen geprüft und danach Broggini als qualifiziertesten Kandidaten vorgeschlagen. Der Tessiner wird sein neues Amt am 1. Juli 2012 antreten.
Broggini ist seit 2004 Mitglied der MGB-Verwaltung und leitet dort den Audit-Ausschuss. Er gilt aber nicht als klassischer Zögling des Unternehmens im Stil des abtretenden Claude Hauser. Dieser hatte seine gesamte berufliche Karriere bei der Migros durchlaufen.
Laut Medienberichten hatte Brogginis Status als einziger offizieller Kandidat Diskussionen ausgelöst. Kritische Stimmen hatten moniert, dass das neue, mehrstufige Auswahlverfahren doch gerade dafür geschaffen worden sei, mehreren Kandidaten valable Wahlchancen zu geben.
Migros: Kein Kurswechsel
Der Tessiner Broggini sei zu wenig ausgeglichen für das Amt und habe zu wenig „Migros-Stallgeruch“, lauteten weitere Vorwürfe. Seine Verwaltungsratsmandate bei der italienischen Swisscom-Breitbandtochter Fastweb oder bei der Finanzgesellschaft March hat der Harvard-Absolvent und Finanzexperte abgegeben.
Einen Kurswechsel bedeute der Entscheid für Broggini nicht, sagte Migros-Sprecherin Glisenti dazu. Der Tessiner wolle sich für die Migros und deren Werte einsetzen, sowohl in wirtschaftlichen als auch in sozialen, kulturellen und ökologischen Belangen.