Knapp fünf Monate vor dem Weltklimagipfel in Paris haben die UNO-Verhandlungsleiter einen neuen Textentwurf für das geplante Abschlussdokument vorgelegt. Klimaschützer bewerteten das Papier am Samstag als technische Arbeitshilfe, die inhaltlich teils enttäusche.
Der am Freitagabend veröffentlichte 88-seitige Entwurf bildet die Grundlage für Folgekonferenzen, die Ende August und im Oktober in Bonn stattfinden. Er enthält die Wünsche aller beteiligten Staaten in gestraffter Form, ohne einzelne Optionen im Vorhinein auszuschliessen.
Ziel ist es, so viele Unstimmigkeiten wie möglich vorab zu beseitigen, um in Paris trotz der enormen Verhandlungsmasse einen Beschluss fassen zu können – und einen Flop wie beim Klimagipfel 2009 in Kopenhagen zu verhindern.
Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem «gut sortierten Bausatz, dem aber ein paar zentrale Teile fehlen».
Zurück an den Absender
Nachdem eine Bonner UNO-Konferenz im Juni keine brauchbaren Ergebnisse geliefert hatte, waren die beiden Vorsitzenden, der Amerikaner Daniel Reifsnyder und der Algerier Ahmed Djoghlaf, mit der Arbeit an einem neuen Entwurf betraut worden.
Dieser gliedere nun Textpassagen neu, fasse ähnliche Vorschläge zusammen und erleichtere die Verhandlungen auf technischer Ebene, erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland. «Die grossen politischen Baustellen bleiben aber unangetastet», kritisierte Klima-Experte Jan Kowalzig.
So solle der Vorschlag einiger lateinamerikanischer Länder, alle fünf Jahre globale Ziele für Klimahilfen festzulegen, offenbar nicht mehr im Kernabkommen auftauchen.
Klares Bekenntnis vermisst
Weitere Kritikpunkte nannte Martin Kaiser, Leiter Internationale Klimapolitik bei Greenpeace: Er vermisse ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus den fossilen Energien bis zum Jahr 2050 und die Vision für einen kompletten Umstieg auf erneuerbare Energieträger.
Kaiser forderte, der Verhandlungstext für Paris müsse «zu einem wasserdichten Vertragswerk werden, aus dem sich strenge Gesetze und Verordnungen ableiten lassen».
Beim Weltklimagipfel im Dezember soll ein Abkommen für mehr als 190 Staaten erzielt werden. Die dort getroffenen Absprachen sollen die Treibhausgas-Emissionen so verringern, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert erwärmt. Die G7-Staaten hatten Anfang Juni bei ihrem Gipfel in Elmau das Zwei-Grad-Ziel bekräftigt.