Mein Zug-Nachbar ist Brite. Er nennt sie „Ironed Lady“ – und meint damit ihre gebügelten Lächelfalten. Oh, Boy! Wie oft vergass sie die Duschhaube abzunehmen! Was bringt die gute Tante Maggie derart in die Schusslinie des Weltverbesserers? Sie zerschlug die Gewerkschaften. Sie überliess die Staatsbahnen Investoren zum ausschlachten. Ok. Sie machte aus dem Grossbritannien der traditionellen Häuslebesitzer eine überschuldete Hypothekarwüste. Sie verschuf ihrem Busenfreund (Busen?) Murdoch Zugang zum Quasi-Medienmonopol in London. Sie schuf auf den Cayman Islands ein steuerloses Paradies, das mehr Geheimnisse kannte als der Paradeplatz. (Wir erfuhren davon, als Bundesrat Merz 2008 die 60 maroden amerikanischen Subprime-Milliarden, die wir alle der UBS abnehmen mussten, auf die britischen C-Inseln verschiffen liess.) Was den Neid der Schweizer Banker weckte, weil es in Georgetown mehr Briefkästen als Firmen und mehr Firmen als Angestellte gibt und die Bewohner überwiegend Hedge-Fonds-Manager sind. Ein echtes Steuerparadies. It’s a Schrottplatz, sagt mein britischer Nachbar. „Für Schrottpapiere“, und summt leise „God save the Queen“ zur Meldodie von „Heil dir Helvetia“. 40 % der weltweiten Hedge-Zocker sitzen auf Cayman. Bleiben ja noch 60% für den Rest der Welt. Sprich London. Mein Zugnachbar sieht in der Thatcher die Mutter des Turbo-Kapitalismus. Nicht einmal Reagan schaffte es, die Schere zwischen Arm und Reich so rasch zu öffnen. Heisst das, dass es schlecht war, was sie politisch zustande brachte? Naja. Immerhin hat sie die Bauschaumfrisur durchgesetzt. Das war ihre Revolution. Kurz darauf haben auch die letzten Punkerinnen einsehen müssen, dass ihre Zeit vorbei ist.