Hochtzeitstag vergessen? Oder verdrängt? Oder noch vor sich? «The big Wedding» bietet Gelegenheit, ihn nachzuholen, auch wenn sie ihn lieber vergessen wollten.
Das eheliche Jawort ist in den meisten Fällen ein 100%-Entscheid zugunsten der Hoffnung gegenüber der Erfahrung. Immerhin 51,04 % der Verheirateten in der Schweiz entscheiden sich 2012 dann doch noch für die Erfahrung. Sie reichen die Scheidung ein.
Bei Don (Robert DeNiro) und Ellie (Diane Keaton) liegt diese schon Jahre zurück. Für die Hoffnungen ihres Adoptivsohnes Alejandro sollen sie nun allerdings noch einmal in die Rolle des Ehepaares zurück schlüpfen. Bei Alejandros Hochzeit wird nämlich auch die erzkatohlische leibliche Mutter aus Kolumbien erwartet. Und der scherzkatholische geistliche Pater (Robin Williams) sollte auch lieber auf geordnetet Familienverhältnisse treffen.
Derart eingefädelt bietet die Hochzeit reichlich Anlass Lebenslügen und Weltbilder der Beteiligten einer Prüfung zu unterziehen. Die Masken der Moral verrutschen leicht, wenn zwei Menschen sich Liebe bis in den Tod schwören, ein Mensch dazu Gott persönlich verteten will, und alle anderen sich etwas vorspielen.
Don (Robert DeNiro) ist ein ehemaliger Schwerenöter. Schwer in Not gerät er heute nicht nur, wenn er den braven Ehemann mimen soll, sondern auch, wenn seine Ex von 40-minütigen Orgasmen berichtet, die sie mit ihm auch haben könnte. Das wird insbesondere dann zur Herausforderung, als er in seiner Rolle des glücklichen Ehemanns auch noch neben ihr im Bett schlafen soll. Dons Sohn Jared versucht das pure Gegenteil. Er will als Jungfrau in die Ehe, was ihm angesichts der unjungfräulichen Nuria allerdings nicht leicht fällt. Sie denkt durchaus katholitisch: Unterlasse nichts, wofür du durch eine Beichte Absolution erhalten wirst.
Wenn ausserdem zur Eheschliessung Robert DeNiro, Diane Keaton, Susan Sarandon und Robin Williams auch noch Lust haben, sich ein wenig auszutoben, dann kommt es neben dem Jawort auch zu einer Menge F-Wörtern. «The BigWedding» legt wenig Wert auf differenzierte Charaktere, und lässt die Gürtellinie auch bei den Damen etwas tiefer sitzen. Was immer wir von einer Hochzeitskomödie erwarten dürfen, trifft schliesslich ein – ausser, dass zum Schluss aus der Eheschliessung noch eine überraschende Eheöffnung wird.