Seit Hazel weiss, dass sie sterben muss, denkt sie über ihr Leben anders. Doch da kommt Gus dazu. Er denkt übers Sterben anders …
Am liebsten denkt Hazel über das Leben nach. Am leichtesten gelingt ihr das beim Lesen. Im Roman «Ein herrschaftliches Leiden» von Peter van Houten findet sie alle ihre Fragen beantwortet. Nur die eine nicht: Wie geht es nach dem Ende des Romans weiter? Gerne würde die todkranke Hazel das vom Autor selber hören.
Anstatt sich vor dem Tod zu verkriechen, erzählt Hazel ihre Leides-Geschichte. «A Fault in our Stars» ist denn auch eine Krebs-Geschichte. Krebs-Geschichten haben oft einen hohen Kitsch-Koeffizient. Seit «Lovestory» summen wir fast bei jedem Krebs-Film die Melodie leise mit. Doch Hazel Grace warnt uns gleich zu Beginn von «The Fault in Our Stars»: Diese Geschichte wird hässlich werden.
Mit «Das Schicksal ist ein mieser Verräter» («The Fault in our Stars» ) ist John Green ein brillantes Rührstück geglückt. Aber eben auch ein klug gebauter Jugend-Roman. Anstatt daraus einen Film über das Sterben zu machen, hat nun Josh Boone daraus einen Liebes-Film gemacht, der eine überraschende Leichtigkeit bewahrt und – Tiefe.
Gibt es ein Leben vor dem Tod?
Am Krankenbett kommt Gus wie ein frischer Wind in Hazels Leben kurz vor dem Tod. Auch er hat dem Tod schon ins Gesicht geschaut: Er hat den Krebs überlebt. Auch er sucht den Sinn des Lebens. Aber er tut es auf seine Art. Er lebt das Leben in vollen Zügen. Carpe Diem.
Gus fasst für Hazel den Plan: Sie besuchen ihren Lieblingsautor van Houten, in Rotterdam, um von ihm zu erfahren, wie es danach weitergeht, das Buch, dessen abruptes Ende sie beide beklagen.
Die Reise an das Ende des Leides
Die beiden fliegen nach Holland. Sie treffen den Autor.Doch dann bietet das Buch plötzlich eine andere Fortsetzung: Der Schöpfer von Hazels Lieblingsgeschichte nimmt Hazel den letzten Traum: Anstatt von ihm zu erfahren, was danach kommt, findet Hazel sich plötzlich im endlosen Leid wieder und – im ehemaligen Wohnhaus der Anne Frank.
Jetzt schwenkt der Film in eine andere Fragestellung: Wieso soll man über das Leben nachdenken, wenn man den Tod vor Augen hat? Öffnet nur die Gewissheit zu sterben, dem Leben einen weiteren Sinn? Auf dem Dachboden von Anne Frank kriegt jedes Wort über den möglichen Tod einen ganz neuen Sinn: Wie unbedeutend ist das eigene Sterben, wenn rundherum die Menschheit in der Barbarei untergeht? Ist das der Sinn all der Schönheit?
Gott war betrunken, als er die Welt erschuf …
Hässlich, wie Hazel uns zu Beginn warnte, wird «The Fault in our Stars» dennoch nie. Wir erfahren ja auch kaum etwas von den Persönlichkeitsveränderungen, die ein Todkranker erlebt. Wir erfahren auch nicht die Isolation, die die Krankheit bedeutet. Nur über den Tod erfahren wir etwas —
Hazel erlebt die Kränkung, die die Gewissheit zu sterben im Selbstbewusstsein des Menschen bedeutet, klug und leicht: Ihr Leben ist wie ein Buch. Wer dieses Buch nicht aufschlägt, oder einfach nur darin blättert, weiss nach der Lektüre vielleicht gar nicht, was darin stand. Aber wer es aus vollem Herz gelesen, gesungen und verschlungen hat, braucht am Schluss nicht zu wissen, wie die Geschichte weitergeht, wenn das Buch zugeschlagen wird.
Vielleicht war ja dessen Autor ohnehin nur ein selbstbezogener Trinker war, als er dieses Buch erschuf. Fast wollte man mit Pohlmann – als Schicksalsmelodie – mitsummen, wenn er singt: «Gott war betrunken, als er uns schuf …. ».
Der Film läuft in den Pathé-Kinos