The Man of Steel und seine Basler Kollegen

Im Leben sind uns die Supermänner etwas abhanden gekommen. Im Film darf es sie weiterhin geben. Wir brauchen sie noch. Rettung tut allenthalben Not. Der Sommer zumindest ist gerettet. Endlich dürfen wir wieder schwitzen. Ausgerechnet am heissesten Mittwoch des bisherigen Jahres wird der Oberretter Superman in Basel zur Stelle sein – im schwitztauglichen Vollornat. Wer […]

Im Leben sind uns die Supermänner etwas abhanden gekommen. Im Film darf es sie weiterhin geben. Wir brauchen sie noch. Rettung tut allenthalben Not.

Der Sommer zumindest ist gerettet. Endlich dürfen wir wieder schwitzen. Ausgerechnet am heissesten Mittwoch des bisherigen Jahres wird der Oberretter Superman in Basel zur Stelle sein – im schwitztauglichen Vollornat. Wer nämlich am Mittwochabend 20.30 Uhr im vollen Superman-Kostüm in die Pathé-Kinos kommt, darf gratis in die Premiere des «Man of Steel».

Einmal im Film darf er, oder sie, dann retten, was zu retten ist, ja, er nimmt sogar an der Verleihung eines «Best of»-Awards teil – für die beste Kostümierung als Superman. Er (oder sie) darf damit ein Jahr lang Superman-Filme (und alle anderen im Pathé-Kino) sehen. Wir sind gespannt, wer am wenigsten schwitzt, am besten fliegt und am sanftesten rettet. Auf jeden Fall kann man das Gefühl kennenlernen, wie das ist, unter lauter Supermännern im klimatisierten Kino zu sitzen – statt draussen zu schwitzen.

Aber nun zum wirklich wichtigen Teil: dem Film.

Ein Bauernjunge erfährt, dass er nicht der Sohn seines Vaters ist. Davon träumt manch ein Junge. Doch dieser Junge  träumt nicht nur von anderen Eltern. Er  ist auch von einem anderen Planeten. Ehe er seine Herkunft verarbeitet und akzeptiert hat, muss er den Planeten Erde retten. Erst nach gut zwei Stunden sagt uns jemand, mit wem wir es eigentlich zu tun haben: Superman!

Kein Wunder, handelt es sich bei «Man of Steel» doch um die Vorgeschichte zu all den Episoden, die wir von «Superman» (noch mit Christopher Reeve alias Clark Kent) schon kennen. Doch jetzt wird für uns erst einmal die Vorgeschichte seiner Erdgeburt vor 33 Jahren aufgerollt.

Dabei erfahren wir, dass der Planet Krypton einst dem Untergang geweiht war. Ein korruptes Establishment hatte sich und seine Rasse dort trotz Misswirtschaft an der Macht gehalten. Doch die Rebellen hatten für ihre Rasse eine andere Idee: weg von dem kaputten Planeten. Die Erde erschien als der geeignete Ersatzplanet, weil dort – so hätten sich das die rebellischen Kryptonesen gerne ausgedacht – das Establishment den Planeten noch nicht ruiniert habe. Einziger Nachteil: Für die Rettung der Rasse müsste die Erdbevölkerung erst mal ausgelöscht werden.

Das war lange her. Doch jetzt spitzt sich die Sache auf dem Planeten Erde zu, der Erlöser ist auch schon da: Seit 33 Jahren (sic!) wächst ein Bauernjunge auf einer amerikanischen (sic!) Farm heran,  Kal-El, und leidet darunter, dass er seine Superman-Kräfte kaum unter Kontrolle hat. Im Alter Christi kann er sie dann endlich einsetzen: Die bösen Kryptonesen sind unter dem Alaska-Eis zu ihrem letzten Leben erwacht.

Ab jetzt sind wir froh, dass wir uns tief in unsere Sitze sinken lassen können. Kaum ein 3D-Effekt wird ausgelassen. Warner Brothers arbeitet das grosse amerikanische Trauma auf:  Mitten ins Herz von New York getroffen zu sein, und – vor den Augen der Welt – machtlos zuschauen zu müssen, wie der Gegner zum finalen Schlag ausholt.

Hierbei lernen wir aber endlich auch die Überlegenheit des Menschen-Kryptonesen kennen. Er hat nämlich eine Schwäche für das Gute – im Gegensatz zum reinen Krypton-Krieger, der sich nur aufs Töten versteht, nicht aber aufs moralische Handeln. Fast wie im Märchen, dürfen sich die Supermänner des Planeten Erde vor neue Herausforderungen stellen lassen: Kal-El macht es dabei besonders weissglühend zornig, wenn jemand seine Mutter angreift,  die – notabene – gar nicht seine richtige Mutter ist. Kal-El ist nämlich nur ihr Ziehsohn.

So endet denn die Geschichte im familiären Kreis mit Happy End: Kal-El muss wenigsten nicht, wie jeder andere Junge in seinem Leben erkennen, dass er nicht Supermann ist, sondern höchstens verarbeiten, woran jeder andere Junge auch knabbern muss: Die Einsicht, dass der eigene Vater nicht der Supermann ist, für den man ihn einst gehalten hat.

Natürlich gehört bei so viel Fantasy in «Superman» auch die investigative Journalistin dazu, in deren «Daily Planet»-Redaktion Clark Kent schliesslich landet. Als Journalist darf er sich endlich seinen grossen Wunsch erfüllen: Seine übermenschlichen Fähigkeiten nicht täglich nützen müssen, aber immer mal wieder einsetzen dürfen. Immer rasch an jene Orte zu eilen, wo Gefahr lauert, Unglücke bevorstehen, wo Neugier, Unerschrockenheit und soziales Wagnis nicht aufdringlich erscheinen, sondern eher Teil der Berufsbildes sind: Wenn Lois Lane ihn mit den Worten «Welcome to the Planet» willkommen heisst, bedeutet dies streng genommen nur, dass Journalist eben doch ein Traumberuf ist. Und mindestens einer von ihnen hat den Röntgenblick.

 

Kinostart: Donnerstag, 20. Juni 2013, im Pathe Küchlin 1, Steinenvorstadt 55. Basel

 

 

 

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