This Christmas!

Alle Jahre wieder quillt uns «Last Christmas» von Wham! aus den Ohren raus. Daher erinnern wir gerne an unsere Liste mit Alternativen, ergänzt durch die Leserschaft. Für Weihnachtsstimmung im Oldies-Format. «Last Christmas» war mal ein schönes Lied mit charmantem Chalet-Clip. Schade nur, dass dieser Song von Wham! seit seiner Erfindung vor 27 29 Jahren völlig […]

Bitte nicht schon wieder!

Alle Jahre wieder quillt uns «Last Christmas» von Wham! aus den Ohren raus. Daher erinnern wir gerne an unsere Liste mit Alternativen, ergänzt durch die Leserschaft. Für Weihnachtsstimmung im Oldies-Format.

«Last Christmas» war mal ein schönes Lied mit charmantem Chalet-Clip. Schade nur, dass dieser Song von Wham! seit seiner Erfindung vor 27 29 Jahren völlig totgespielt wurde. Wir lechzen nach Alternativen – doch die eingedeutschte Version von Schlagersänger Matthias Reim kanns auch nicht sein. Dann doch lieber noch diese Slow-Motion-Version, die «Last Christmas» in ein langes Ambient-Gschlirrgg verwandelt. Aber 35 Minuten lang mag man sich das nüchtern auch nicht anhören.

Was nun, was tun? Das Rad der Zeit zurückdrehen! Nachfolgend empfehlen wir Ihnen weihnächtliche Lieder, die vor «Last Christmas» entstanden sind und nicht vergessen werden sollten. Wie immer beschränken wir uns dabei in unserer Liste auf magische 7 – und freuen uns über Kommentare und Ergänzungen.

1. Leonard Cohen: «Hallelujah»

Es ist leider statistisch nicht ganz genau erfasst, wie viele Frauen Leonard Cohen aufgrund dieses Lieds schon zu Füssen gelegen sind. Aber ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Würde man sie alle aneinanderreihen, käme der kanadische Barde locker trockenen Fusses über das Meer. Ja, ich gehe gar so weit zu behaupten, dass nicht einmal Moses, wäre er Singer-Songwriter geworden, unter dem langen Bart solch erschütternde Töne hervorgebracht hätte. «Hallelujah» wurde seit seiner Veröffentlichung 1984 unzählige Male nachgesungen. Die schönste Cover-Version lieferte – wir können gerne darüber streiten – der junge Jeff Buckley (selig). 

2. Frankie Goes To Hollywood: «The Power Of Love»

Aus dem selben Jahr wie «Hallelujah» und «Last Christmas» stammt diese Ballade von Frankie Goes To Hollywood. Wie markant die Stimme von Sänger Holly Johnson gewesen ist, das fällt uns als erstes auf. Und als zweites dann: Wie die Briten kiloweise Kitschpuder über das Liedfundament gesiebt haben. Als hätten sie nicht genug dick aufgetragen, schoben sie dieser Powerballade auch noch einen Videoclip unter, auf dass wir ganz benebelt werden vor lauter Weihrauch. Dennoch: Wer in den 80er-Jahren aufgewachsen ist, kann sich der Dramatik dieses Heulers nicht entziehen. Vielleicht gerade auch weil er nicht ebenso totgespielt worden ist wie «Last Christmas» von Wham! oder «Do They Know It’s Christmas?» von Band Aid.

3. Greg Lake: «I Believe In Father Christmas»

Säkulare Weihnachtslieder? Gibt es tausendfach. Eines für Atheisten gar? Könnte bei diesem hier zutreffen. Remy Sträuli hat mich verdankenswerterweise darauf aufmerksam gemacht: Greg Lake, bekannt von King Crimson und Emerson, Lake & Palmer, veröffentlichte 1975 die Single «I Believe In Father Christmas». Obacht, die Leichtigkeit des Stücks und die prokoviev’sche Sinfonik täuschen: Da prangert einer die Vermarktung des christlichen Fests an, mit bissigen Worten: «They sold me a dream of Christmas/ They sold me a silent night/ And they told me a fairy story/ Till I believed in the Israelite…» Ganz schön bissig. Was den Briten gefiel: Einzig «Bohemian Rhapsody» von Queen verwehrte diesem Lied damals den Spitzenplatz in den Weihnachts-Charts.

4. John Lennon: «Happy Xmas (War Is Over)» 

 

Apropos kritische Auseinandersetzung mit dem Fest der Feste: 1971 nahmen John Lennon und Yoko Ono ein Weihnachtslied auf, das zum Nachdenken anregen sollte: «Happy Xmas (War Is Over)» könnte man als zynisches Statement verstehen, doch dürfte es eher als Anregung gemeint sein, Gutes zu tun. Lennon wünscht im 6/8-Takt-Schaukler den Zuhörern fröhliche Weihnacht und ruft dabei zum Frieden auf. Dazu muss man wissen, dass seine Wahlheimat USA 1971 noch immer einen aussichtslosen Krieg in Vietnam führte, mit unzähligen Opfern auf beiden Seiten. Lennon schliesst mit den Worten «War is over, if you want it. War is over now». Und verpackt das ganze in eine sanfte Ballade, für die er gar eigens einen Kinderchor ins Studio bestellt hat. Das zieht immer.

5. Slade: «Merry Christmas Everybody»

Apropos Kinder – und weil wir schon tief in den 70er-Jahren stecken: Slade waren eine lustige Band mit lustigen Outfits und mit, tja, Frisuren, die man selber nicht tragen möchte. Entsprechend lustig ist auch ihr Beitrag zum Weihnachtskanon der Popkultur. Fröhlich galoppiert das Schlagzeug voran und Noddy Holder singt mit schneidender Stimme einen Text, den wir überhaupt nicht wahrnehmen, weil die Frisuren dieser Band unsere ganze Aufmerksamkeit absorbieren. Wenn Sie Kinder haben und über die Festtage mal Ihre Ruhe haben möchten: Tun Sie es mir gleich! Setzen Sie sich eine Glamrock-Perücke auf, spielen Sie dieses Lied ab, shuffeln Sie dazu Ihren Kopf und stürcheln Sie mit den Plateauschuhen über den Parkettboden. Sie werden sehen: Ihr Kind zieht sich peinlich berührt ins Zimmer zurück – und das, obschon es erst 19 Uhr ist und irgendein Rapper am Fernsehen zu sehen wäre. So aber haben Sie Ruhe und vor allem: die Fernbedienung in der Hand. Danke, Slade!

6. Frank Sinatra: «Let It Snow»

Ein Fall für fingerschnippige Weihnachten: Frankieboy gehört in jeden Haushalt, sei es wegen «Rudolf The Red Nosed Reindeer», seiner Version von Bing Crosbys «White Christmas» oder diesem hier: «Let It Snow», lalala. Locker und flockig wie der erste Schneefall. Ein unzerstörbarer Klassiker im packenden Big-Band-Stil. Dazu sägt es sich besonders beswingt die Tanne an.

7. Mahalia Jackson: «Silent Night»

Zum Schluss noch etwas wahrhaft Besinnliches: Mahalia Jackson gab in unserer Familie schon den Ton an, als ich noch unter den Christbaum robbte, weil gehen nicht ging. Die Mutter der Gospelmusik rührt mit ihrer einfühlsamen Soulstimme in «Silent Night» selbst Agnostiker zu Tränen. Wie beliebt dieses Lied ist, erzählt uns Dr. Google. Sogar die Heavys von Manowar haben «Silent Night» schon gecovert. Ganz gottesfürchtig packen sie die verzerrte Gitarre und das Schlagzeug erst im Finale aus. Schön ist ihre Version dennoch nicht. Daher: Nicht anhören! Andererseits: Es gibt noch Schlimmeres. Das hier zum Beispiel (ignorieren Sie den Link)! Ich meine es ernst! Jänu, Sie müssen es wissen! 
Fröhliche Weihnächte!

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