Thomas Tuchel ist wie erwartet nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund. Drei Tage nach dem Cupsieg geben der 43-jährige Schwabe und der Bundesligist die Trennung bekannt.
Seit Wochen machten in Dortmund Gerüchte um die Entlassung von Thomas Tuchel die Runde, nachdem das Zerwürfnis zwischen dem Trainer und dem Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke öffentlich geworden war. Am Dienstag besiegelten die beiden das Ende der Zusammenarbeit in einer bloss rund 21 Minuten dauernden Sitzung mit Sportdirektor Michael Zorc. «Schade, dass es nicht weitergeht», twitterte danach Tuchel.
Entscheidende Wegmarke im Verhältnis zwischen Tuchel und seinen Vorgesetzten war die Bewältigung des Bomben-Attentats gegen den Mannschaftsbus der Borussia vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco vom 11. April. Tuchel goutierte die Neuansetzung der Partie für den Tag danach nicht, Watzke hatte sich in seinen Augen zu wenig für einen anderen Termin eingesetzt. Kurz darauf antwortete Watzke in einem Interview mit der Zeitung «Der Westen» auf die Frage, ob zwischen ihm und Tuchel ein Dissens sichtbar geworden sei: «Das ist so, ja.»
Umstritten, aber höchst erfolgreich
Seither taten sich bei der Borussia weitere Gräben auf. Zwischen Tuchel und Teilen der Mannschaft zum Beispiel. Aussagen von einzelnen Spielern deuteten auf ein zerrüttetes Verhältnis hin. Tuchel unternahm wenig, die Probleme zumindest zu kaschieren. Vor dem gewonnenen Cupfinal vom letzten Samstag gegen Eintracht Frankfurt eröffnete Tuchel ohne sportliche Not eine weitere, letzte Baustelle. Er strich den Mittelfeldspieler Nuri Sahin, eine Borussia-Identifikationsfigur mit zuletzt mehr Einfluss neben als auf dem Platz, aus dem Kader. Captain Marcel Schmelzer kritisierte danach den Trainer deutlich: «Mich hat es sehr geschockt. Ich verstehe es einfach nicht.» Entscheidend war die Personalie Sahin in der «Causa Tuchel» mutmasslich aber nicht mehr. Die Daumen der Entscheidungsträger waren längst gesenkt.
Daran änderte auch nichts, dass Tuchel gerade in der Schlussphase der Saison durchaus sehr erfolgreich war. Dortmund gewann in der Meisterschaft seit dem Attentat 14 von 18 möglichen Punkten und qualifizierte sich als Dritter direkt für die Gruppenphase der Champions League. Im Cup siegte der BVB in den Halbfinals auswärts gegen Serienmeister und Erzrivale Bayern München und holte schliesslich gegen Frankfurt die erste Trophäe seit 2012. Zudem ist Tuchel mit 2,1 Punkten pro Spiel in der 1. Bundesliga der erfolgreichste Trainer in der BVB-Geschichte – erfolgreicher auch als die legendären Jürgen Klopp und Ottmar Hitzfeld (je 1,9 Punkte).
Kommt Lucien Favre?
Somit steht fest, dass der Nachfolger von Tuchel ein schweres sportliches Erbe antritt. Wunschkandidaten sind offenbar Hoffenheims Julian Nagelsmann und Lucien Favre. Der Westschweizer besitzt noch einen Vertrag bis 2019 bei OGC Nice, gilt aber gemäss deutschen Medien gegenüber Nagelsmann als Favorit. Denn wie die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» berichtete, bekundete Nagelsmann nur ein grundsätzliches Interesse am Trainer-Amt in Dortmund. Er soll aber mit Blick auf seinen laufenden Vertrag bei Hoffenheim (vorerst?) abgesagt haben.