Erstmals hat der Schweizer Tierschutz (STS) allen Zirkussen, die Tiere halten, ein ausreichendes bis gutes Zeugnis ausgestellt. Dies weist der Zirkusbericht 2013 aus. Dennoch sieht der STS weiterhin Handlungsbedarf beim Tierschutz in Zirkussen.
Seit sechs Jahren besucht der STS diejenigen Schweizer Zirkusse auf Tournee, die Tiere mit sich führen und in der Manege präsentieren. Im laufenden Jahr besuchten die Tierschützer die Zirkusse Knie, Nock, Royal, Gasser-Olympia, Harlekin, Helvetia und Stey. Sie beurteilten Tierhaltung und Tierdressur.
Natürliches Verhalten, Lebensraumansprüche und soziale Bedürfnisse sowie Anpassungsfähigkeit einer Tierart bilden jeweils die Grundlage der tierschützerischen Einschätzung. Ebenfalls bewertet wird der Umgang mit den Tieren in der Manege. Die Besuche erfolgten angemeldet. Zudem wurde den Unternehmen die Möglichkeit einer Stellungnahme vor Veröffentlichung des Berichts eingeräumt.
Erstmals bewerteten die Tierschützer auch Winterquartiere sowie einzelne Weihnachtsvorstellungen ausserhalb der Tourneesaison. «Dabei zeigte sich der Circus Royal unkooperativ», teilte der STS mit. Dies stelle den Verantwortlichen kein gutes Zeugnis aus. Dennoch seien auch beim Circus Royal über die Jahre hinweg Verbesserungen in der Tierhaltung zu beobachten.
Gestörtes Verhältnis
Oliver Skreinig, Direktor des Circus Royal, nahm auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda wie folgt Stellung: «Das Verhältnis zwischen dem Schweizer Tierschutz und unserem Zirkus ist dermassen gestört, dass eine Annäherung stattfinden muss, bevor wir kooperieren.» Es seien in der Vergangenheit viele unwahre Geschichten über den Zirkus in die Öffentlichkeit getragen worden.
Der STS hatte Ende 2010 wegen tierschutzwidriger Tiertransporte gegen den Circus Royal eine Strafanzeige eingereicht. Der Zirkus habe Ziegen, Schafe, Schweine und Nandus bis zu 27 Stunden ohne Futter und Wasser in einem Sattelschlepper gelassen. Der Zirkus wies die Vorwürfe zurück.
Die Staatsanwaltschaft St. Gallen trat nicht auch die Klage ein. Es seien keine Missstände und insbesondere keine Beeinträchtigungen der Tiere festgestellt worden, schrieb sie in ihrer Begründung. Es gebe auch keine hinreichenden Anhaltspunkte, dass es zuvor anders war.
Skreinig stellte gegenüber der sda auch klar, dass er nicht viel vom Zirkusbericht halte. «Fachlich gesehen steckt nicht viel dahinter.» Zudem habe die Schweiz eines der strengsten und besten Tierschutzgesetze weltweit. Und: «Unser Zirkus hat die strengsten Auflagen bezüglich Tierhaltung von allen Schweizer Zirkussen.»
Besser, aber…
Insgesamt könne festgestellt werden, dass Schweizer Zirkusse in den vergangenen Jahren bemüht waren, ihre Tierhaltung zu verbessern, schrieb der STS in seinem Fazit. Dies sei nicht zuletzt auf den Druck des Zirkusberichts und einer zunehmenden Sensibilisierung der Zirkusbesucher zurückzuführen.
Dennoch dürften aus Tierschutzsicht der eine oder andere Auslauf und das eine oder andere Gehege grösser und verhaltensgerechter strukturiert sein. Die Einhaltung gesetzlicher Mindestvorschriften alleine ist laut STS kein Garant einer tierfreundlichen Haltung.