Milan hat es letzte Woche als erste Mannschaft seit zweieinhalb Jahren geschafft, gegen Barcelona kein Gegentor zu erhalten. Heute wollen die Italiener das „Kunststück“ wiederholen.
Die Verantwortlichen bei Barcelona hatten es schon unmittelbar nach der Auslosung der Champions-League-Viertelfinals gewusst: Mit der AC Milan erhielten die Katalanen am 16. März den unangenehmsten Gegner aus dem Topf der letzten acht Teilnehmer zugelost. Das zähe 0:0 im Hinspiel vor einer Woche dürfte sie in dieser Ansicht noch bestärkt haben. Während die drei restlichen Viertelfinals nach Erfolgen der Gäste zumindest vorentschieden sind, steht das hochklassige Duell der beiden Topteams aus Italien und Spanien nach dem unspektakulären Hinspiel-Remis auf Messers Schneide.
Düstere Vorahnungen kommen bei den spanischen Skeptikern auf, wenn sie sich an frühere Duelle mit den Rossoneri erinnern. Da ist zum einen die brutale 0:4-Ohrfeige im Champions-League-Final 1994 in Athen und zum anderen eine 0:2-Heimniederlage in den Gruppenspielen 2000. Aktueller aber ist das 0:0 im Camp Nou im Halbfinal 2006, als die Spanier dank einem 1:0-Auswärtserfolg im Hinspiel in den Final einziehen konnten. Richtig Kopfschmerzen dürfte den Barcelona-Verantwortlichen aber vor allem das 2:2 in der Gruppenphase im letzten Herbst bereiten. Eine Wiederholung dieses Ergebnisses würde den Mailändern heute Abend zum Einzug in die Halbfinals reichen.
Pep Guardiola, Barcelonas Erfolgscoach, rechnet mit einer erneuten Defensivtaktik des Gegners. Beim 2:0-Erfolg am Samstag gegen das starke Athletic Bilbao habe der Gegner angegriffen, „mit Milan aber wird es völlig anders sein. Das ist wie Tag und Nacht.“ Im Catenaccio sind die Italiener ausgewiesene und langjährig erprobte Spezialisten; erstmals seit zweieinhalb Jahren war Barcelona in Mailand in einem Champions-League-Spiel ohne eigenen Torerfolg geblieben. Als die Katalanen letztmals in der Königsklasse in den Viertelfinals ausschieden, waren sie 2003 ebenfalls an einem italienischen Kontrahenten, nämlich an Juventus Turin, gescheitert.
Im Bemühen, mindestens ein Tor erzielen zu müssen, dürfte Guardiola froh sein, dass ihm der offensive Mittelfeldspieler Cesc Fabregas wieder zur Verfügung steht. Ein kleines Fragezeichen steht einzig hinter Xavi. Milan muss auf den verletzten Abräumer Mark van Bommel verzichten. Dagegen steht Trainer Massimiliano Allegri wohl wieder der routinierte Torhüter Christian Abbiati zur Verfügung. Ihn benötigt er dringend, wenn er gegen „die beste Mannschaft der Welt“ zweimal hintereinander ohne Gegentor bleiben will: „Das wird kompliziert.“ Die letzte Mannschaft, der dieses Kunststück gelang, war Manchester United im Halbfinal 2008 (0:0, 1:0).
Die noch bessere Ausgangslage für das Rückspiel hat sich Bayern München gegen Marseille mit dem 2:0-Auswärtserfolg geschaffen. Nach einem Auswärtssieg im Europacup sind die Deutschen in bisher 21 von 22 Fällen stets weitergekommen. Nur letzte Saison war es nach dem 1:0 im Achtelfinal bei Inter Mailand schief gelaufen; das Rückspiel in München ging überraschend 2:3 verloren. Zudem haben die Bayern elf der letzten zwölf Champions-League-Heimspiele gewonnen. Dennoch rechnet Mario Gomez nicht mit einem Spaziergang. „In einem Viertelfinal kann man nicht erwarten, dass der Gegner zurücksteckt und uns vorbei gehen lässt.“