Michael von Grünigen bleibt an der WM 2003 die letzte Krönung seiner grossartigen Karriere verwehrt. Für den Berner endet der Riesenslalom in St. Moritz mit einer bitteren Enttäuschung.
«Für meine letzte Saison hatte ich zwei Ziele gehabt. Ich wollte als bester Riesenslalom-Fahrer im Weltcup zurücktreten und an der Heim-WM in St. Moritz eine Medaille gewinnen», sagt Michael von Grünigen. Ersteres gelang ihm; nach 1996, 1997 und 1999 sicherte er sich zum vierten Mal die kleine Kristallkugel für den Sieg in der Disziplinenwertung. In St. Moritz ging der Plan nicht auf. Dem Schönrieder blieb im Riesenslalom lediglich Platz 7.
Neunzehnte Zeit im zweiten Lauf
«Nach dem ersten Lauf war ich noch auf Kurs», erinnert sich Von Grünigen. «Ich war Dritter, und auch der zweite Durchgang wäre auf mich zugeschnitten gewesen. Leider hat dann bei mir nicht alles gepasst.» Von Grünigen nahm vorerst alle Schuld auf sich. «Ich habe die Chance selber verspielt.» Im Nachgang stellte sich aber heraus, dass auch die Abstimmung des Materials nicht die beste war. Die Quittung für die missratene Fahrt war brutal. Von Grünigen blieb im zweiten Lauf nur Rang 19, im Kampf um Titel und Medaillen war er aus allen Traktanden gefallen. Der Traum von dritten WM-Titel nach jenen von 1997 in Sestriere und 2001 in St. Anton war ausgeträumt.
Vor 27’000 Zuschauern erlebte Von Grünigen statt des erhofften gloriosen Abschieds eine bittere Enttäuschung, vielleicht die bitterste seiner Karriere überhaupt. «Ich habe ihn in den fünfzehn Jahren, in denen er im Weltcup mitfährt, noch nie so niedergeschlagen gesehen», sagte sein Manager Johnny Wyssmüller. Tränen flossen. Nachdem er allen Radio- und Fernsehstationen die schmerzliche Niederlage erklärt hatte, verabschiedete sich Von Grünigen durch die «Hintertüre» aus dem Zielraum. Den schreibenden Medienvertretern stand er erst am frühen Abend bei einer kurzfristig einberufenen zusätzlichen Pressekonferenz zur Verfügung.
Drei Standbeine
Michael von Grünigen ist nach seinem Rücktritt dem Skirennsport erhalten geblieben. Bei seiner langjährigen Ausrüsterfirma Fischer wirkt er unter anderem als Rennsportkoordinator und in der Entwicklungsarbeit. Dazu stellt er seine Erfahrung dem regionalen Nachwuchs-Leistungszentrum in seiner Heimat zur Verfügung. Ein drittes Standbein hat er sich im Fitnessbereich aufgebaut, wo er für zwei Unternehmen tätig ist.