Die Witwe des früheren jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito, Jovanka Broz, ist an der Seite ihres Ehemanns beigesetzt worden. Mit militärischen Ehren, aber ohne religiöse Zeremonie wurde die einstige First Lady Jugoslawiens im Mausoleum Titos bestattet.
Mehr als 4000 Menschen gaben Broz, die am Sonntag im Alter von 88 Jahren einem Herzstillstand erlegen war, am Samstag das letzte Geleit. Nach einem Ehrensalut hielt Regierungschef Ivica Dacic eine kurze Ansprache am Mausoleum, dem sogenannten Haus der Blumen, in der serbischen Hauptstadt Belgrad.
«Das ist der Abgang der letzten jugoslawischen Ikone», sagte Dacic in seiner Trauerrede. Broz sei «unser Stolz» gewesen, «eine Frau, gegenüber der wir gesündigt haben». «Es lebe Jugoslawien», riefen einige Trauernde in der Menge. Manche trugen Ehrenabzeichen aus dem Zweiten Weltkrieg, andere schwenkten jugoslawische Flaggen.
Broz verbrachte Lebensabend in Armut
Mit der Beisetzung wurde die einst schillernde Präsidentengattin nach Jahrzehnten in Armut und Isolation wieder aufgewertet. Die Bauerntochter hatte sich während des Zweiten Weltkriegs mit 17 Jahren den Partisanen angeschlossen und damals Tito kennen gelernt, den Anführer des kommunistischen Widerstands.
Nach dem Krieg arbeitete sie im Kabinett Titos, den sie wahrscheinlich Anfang der 1950er Jahre heiratete. An seiner Seite führte sie ein schillerndes Privatleben, dinierte mit Elizabeth Taylor und anderen Kinostars, die in den 1960er Jahren in Jugoslawien Filme drehten.
Als Tito Ende der 1970er Jahre wegen Krankheiten aus der Öffentlichkeit verschwand, unterstellten einflussreiche Mitarbeiter seiner Ehefrau Putschabsichten.
Erst 2009 erhielt sie staatliche Unterstützung
Sie stellten Broz unter ärmlichen Bedingungen unter Hausarrest und nahmen ihr die Papiere ab. Bei der Beisetzung Titos im Jahr 1980 tauchte Broz das letzte Mal in der Öffentlichkeit auf.
1980 sei sie «wie ein Hund» aus der Residenz vertrieben worden, hatte die Witwe später geklagt. Erst im Jahr 2009 gaben die serbischen Behörden ihr wieder einen Pass und sprachen ihr eine Rente zu.
Bis zuletzt wohnte sie in einer Bleibe voller Schimmel, dafür aber oft ohne Heizung und Wasser. Das undichte Dach liess Regenwasser bis in die einzelnen Zimmer durch.
Grab ohne Symbole
Das Staatsbegräbnis war am Ende dann doch noch eine kleine Genugtuung für die Frau, die niemals Forderungen an die jeweilige Staatsspitze gestellt hatte, von der Politik aber völlig vergessen wurde.
Bei ihrem Begräbnis fiel sie daher auch durch das ideologische Rost: Es gab weder den kommunistischen Stern noch das christliche Kreuz. Auf ihrer Grabplatte aus weissem Marmor stehen wie bei dem ebenfalls im «Blumenhaus» bestatteten Tito in goldenen Lettern lediglich ihr Name und ihre Lebensdaten.