Todesschütze von Washington hatte offenbar psychische Probleme

Nach dem Amoklauf auf einem Marinestützpunkt inmitten der US-Hauptstadt Washington haben die Ermittler nach einer Erklärung für die Bluttat gesucht. Am Dienstag verdichteten sich Hinweise darauf, dass es sich bei dem Schützen offenbar um einen geistig gestörten Einzeltäter gehandelt habe.

US-Flaggen stehen in Washington auf Halbmast (Bild: sda)

Nach dem Amoklauf auf einem Marinestützpunkt inmitten der US-Hauptstadt Washington haben die Ermittler nach einer Erklärung für die Bluttat gesucht. Am Dienstag verdichteten sich Hinweise darauf, dass es sich bei dem Schützen offenbar um einen geistig gestörten Einzeltäter gehandelt habe.

Der 34-jährige Aaron Alexis hatte zwölf Menschen getötet, ehe er bei einem Schusswechsel mit der Polizei selbst tödlich getroffen wurde.Washingtons Bürgermeister Vincent Gray erklärte, dass es keine Anzeichen für einen terroristischen Hintergrund gebe. Alles deute auf Alexis als alleinigen Täter hin.

«Wir haben keinen Hinweis, dass es einen zweiten Schützen gab», sagte Gray am Montagabend. Auch Washingtons Polizeichefin Cathy Lanier zeigte sich zuversichtlich, dass die «einzige verantwortliche Person» identifiziert worden sei.

Wegen «mentaler Probleme» um Hilfe gebeten

US-Medien zufolge war Alexis in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen, weil er seine Aggressionen nicht unter Kontrolle halten konnte. Aus US-Armeekreisen hiess es, der Ex-Soldat sei während seiner Dienstzeit durch Fehlverhalten aufgefallen.

Der Fernsehsender CBS berichtete, dass der Marine-Reservist Alexis mehrfach beim Veteranenministerium wegen «mentaler Probleme» um Hilfe gebeten habe.

Der Vater des Schützen hatte der Polizei bei einem früheren Zwischenfall gesagt, dass sein Sohn nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York als Helfer im Einsatz gewesen sei und seitdem an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide.

Wahllos um sich geschossen

Alexis diente von 2007 bis 2011 in der Marine. Zuletzt war der Reservist als externer IT-Mitarbeiter für das Militär tätig: Angestellt war er bei einer Firma, die im Auftrag des Computerkonzerns Hewlett-Packard bei der Marine die PC-Ausstattung erneuerte.

Alexis hatte am Montagmorgen auf dem Gelände des historischen Navy Yard im Südosten Washingtons das Feuer eröffnet. Das Kommando- und Verwaltungszentrum der Marine liegt nur wenige Kilometer vom Weissen Haus entfernt und in der Nähe des Kapitols, in dem der US-Kongress tagt.

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Justizkreise, dass der Schütze mit seinem Ausweis als externer Mitarbeiter Zugang zu dem Stützpunkt erhalten habe. Alexis sei mit dem Auto auf das Gelände gefahren und dann in ein Bürogebäude gestürmt. Von einer Brüstung habe er wahllos in einen Innenhof gefeuert, in dem sich eine Cafeteria befand.

Anschliessend lieferte sich Alexis ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften, bis diese ihn töteten. Elf weitere Menschen starben auf dem Stützpunkt, ein zwölftes Opfer erlag seinen Verletzungen später im Spital. Die Opfer sind laut «Washington Post» zwischen 46 und 73 Jahren alt. Zudem wurden 14 Menschen verwundet.

Hagel ehrt Opfer mit Kranzniederlegung

Verteidigungsminister Chuck Hagel legte am Dienstag am Tatort einen Kranz zum Gedenken an die Opfer nieder. US-Präsident Barack Obama ordnete an, die Flaggen in der Hauptstadt bis Freitag auf Halbmast zu setzen.

Zuvor hatte er beklagt, dass die USA erneut mit einer «Massenschiesserei» konfrontiert seien. Obama setzte sich nach dem Massaker vergangenen Dezember an der Grundschule von Newtown für schärfere Waffengesetze ein, sein Vorhaben scheiterte aber im April im Kongress.

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